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Von Cathrin Michael

Food-Kolumnistin

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23. Mai 2020 um 12:38

Zwei Mal Holunderglück

Cathrin Michael liebt es, mit einem Glas Wein und einem Teller Pasta auf das Leben anzustossen. Für Tsüri.ch tüftelt die Texterin jeden Monat ein feines, saisonales Rezept aus – im Mai sogar zwei. Heuer widmet sie die Kolumne der herrlichen Holunderblüte.

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Es blühen die Dolden, weiss und schön. Wo das Auge hinblickt, sieht es Holunderblüten. Sie markieren für mich den Übergang vom Frühling zum Sommer. Die Vorfreude auf die endlosen Stunden am Wasser wird grösser und doch zieht man sich nachts die warme Decke über. Könnte von mir aus noch ganz lange so weiter gehen. Was nicht ganz so lange dauert, ist die Blütezeit der Holundersträucher. Und die ist jedes Jahr etwas anders, wetterbedingt – so zwischen spätem Mai und frühen Juli, manchmal aber auch nur zwei, drei Wochen. Ich finde sie ganz wunderbar, weil sie uns zuerst mit Blüten beschenken, aus denen wir Sirup und anderes machen und dann später im Hochsommer Beeren abwerfen, aus denen Confi oder Kapern entstehen.

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«Grundsätzlich steht der Holunder mit seinen Blüten zur Verfügung» – so Grün Stadt Zürich. Alle Fotos: Cathrin Michael

Auch wer keinen Holunderstrauch sein*ihr Eigen nennen darf, hat Glück. «Grundsätzlich steht der Holunder mit seinen Blüten der Stadtnatur zur Verfügung. Wenn da und dort mal ein klein wenig abgezweigt wird, ist das kein Problem», antwortet mir Marc Werlen von Grün Stadt Zürich auf meine Anfrage. Wer es genau wissen will, kann sich bei den Bezirksleitenden informieren. Wenn dein*e Nachbar*in Holunderblüten im Garten hat, frag doch lieb nach – und bedanke dich dann mit einem kleinen Fläschchen Sirup. Eine Schrebergarten-Nachbarin hat mir zum Tausch gegen ein paar Zweiglein selbst gebrauten Grappa geschenkt – Win-Win im besten Sinne.

Herr Werlen von der Grün Stadt Zürich rät auch bei lokalen Märkten, Bauernhöfen und Bioläden nachzufragen. «Auf den meisten Höfen wächst Holunder und die Bioläden wie auch die Bauernhöfe sind in der aktuellen Situation sicher froh, wenn ihre Märkte aufgesucht werden.» Eine Liste der städtischen Hofläden findest du hier.

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Ab nach draussen, die Holunderblüten blühen.

Holunderblüten wirken übrigens schleimlösend bei Husten, wirken schweisstreibend bei Fieber und lindern Erkältungen. Sie reinigen das Blut und regen den Stoffwechsel an. Wunderbar, jetzt wo wir uns alle fit für den Sommer machen (seit ich im Tsüri-Newsletter ein Fitnessvideo gesehen habe, turnen mein WG-Gspänli und ich fast jeden morgen, grazie!)

Allora, jetzt geht es an zwei Lieblingsrezepte von mir. Und wir starten mit dem weniger bekannten: Holunderblütenessig. So edel wie weisser Aceto, passt er mit seiner Süsse auf einen Tomaten-Mozzarella-Salat oder pimpt die Kopfsalatschüssel auf.

Holunderblütenessig

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ZUTATEN

ergibt eine 250 ml Bügelflasche

  1. 200 ml Essig, z.B. Apfelessig
  2. ca. 5 - 7 Holunderdolden
  3. 3 EL Zucker
  4. zwei, drei Schluck vorigen Weisswein, Prosecco oder Rosé

ZUBEREITUNG

Die Holunderdolden vorsichtig etwas ausschütteln und braune Blüten und Insekten entfernen. Essig, Wein und Zucker in einem Topf erwärmen und umrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat.

Die Holunderdolden in eine Glasflasche geben (Flasche vorher mit kochendem Wasser ausspülen und gut trocknen oder bei 120 Grad für 20 Minuten in den Ofen stellen). Die Essigmischung darübergiessen, Flasche gut verschliessen.

Etwa zwei Wochen an der Sonne oder einem warmen Ort ziehen lassen. Durch ein Sieb giessen, nochmals kurz aufkochen, wieder in die Flasche abfüllen und als Essig verwenden.

Cathrin Michael
Cathrin Michael arbeitet selbständig und schreibt am liebsten übers Essen. Ihre Rezepte hält sie auf gnüsse.ch. fest. Der Blogname ist Programm und der Weg zum Glück, findet sie. Um gemeinsam mit anderen noch mehr Food-Geschichten zu schreiben, hat sie die Agentur kollektif.ch. mitgegründet. Für Tsüri.ch tüftelt sie jeden Monat ein feines, saisonales Rezept aus.

Holunderblütensirup

Und jetzt zum zweiten Rezept: Weil, jede*r liebt Holunderblütensirup. Er ist Leben. Er ist Sommer. Er passt ins Chrüseliwasser genauso wie in den Hugo und wenn wir zum Zvieri Sirup trinken, ist die Welt doch wieder ein bisschen in Ordnung, oder?

Ich bereite ihn übrigens ohne Zitronensäure zu. Sie macht Lebensmittel länger haltbar, lässt sie frisch aussehen und kommt daher in sehr vielen Lebensmitteln im Supermarkt vor. Sie wird jedoch künstlich hergestellt, oftmals mit Einsatz von Antibiotika. Darum: Es geht auch wunderbar ohne und extrem lange hält der Sirup bei uns sowieso nie...

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ZUTATEN

ergibt ca. 1,5 Liter Sirup ohne Zitronensäure

  1. 1 Liter Wasser
  2. 1 kg Zucker
  3. ca. 25 Holunderblütendolden
  4. 4 Biozitronen

ZUBEREITUNG
Schüttle die Blütendolde sorgfältig etwas aus und entferne vertrocknete Blüten und Insekten. Gib sie in eine grosse Schüssel mit den Scheiben von zwei Zitronen.

Die anderen beiden Zitronen auspressen und mit dem Wasser und Zucker aufkochen, bis sich der Zucker aufgelöst hat.

Mischung in die Blütenschüssel giessen. Zugedeckt bei Zimmertemperatur für ein bis zwei Tage ziehen lassen.

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Bitte nicht stören!

Den Sirup durch ein sauberes Geschirrtuch oder sehr feines Sieb giessen und nochmals kurz aufkochen. Danach in saubere Glasflaschen füllen (diese vorher mit kochendem Wasser ausspülen und gut trocknen oder bei 120 Grad für 20 Minuten in den Ofen stellen).

Die angebrochenen Flaschen würde ich im Kühlschrank aufbewahren, dort halten sie mehrere Wochen oder sogar Monate.

Jetzt schlüpfst du am besten sofort in deine Birkis, schnappst dir die Stofftasche und eine Schere und spazierst durch unsere schöne Stadt.

Prost, auf die guten Zeiten!

Die Kolumnen auf Tsüri
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– Die Collaboration-Booster-Kolumne von Nadja Schnetzler, Co-Gründerin von Generation Purpose.
– Die Papi-Kolumne von Antoine Schnegg, Co-Gründer seines Kindes.
– Die Sans-Papiers-Kolumne von Licett Valverde, frühere Sans-Papiers.
– Die Food-Kolumne von Cathrin Michael, Food-Bloggerin.
– Die Veganismus-Kolumne von Laura Lombardini, Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz.

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