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Von Lara Blatter

Co-Geschäftsleitung & Redaktorin

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1. April 2020 um 14:00

Medizinstudent: «Prepare for the worst, hope for the best»

Junge Menschen aus dem Gesundheitswesen erzählen aus ihrem Alltag, sprechen über ihre Arbeitsbedingungen und wie sie die Corona-Krise erleben. Aron ist 27 Jahre alt und Medizinstudent im letzten Semester. Momentan leistet er einen freiwilligen Einsatz im Spital.

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Illustration: Artemisia Astolfi

Lara Blatter: Vor kurzem warst du noch an der Uni und jetzt arbeitest du im Spital, wie geht das?

Aron*: Ich bin derzeit im letzten Semester an der Uni Zürich. Im Sommer kommt unser Staatsexamen, also die grosse Abschlussprüfung. Theorie büffeln kann ich gut zu Hause, so nicht die ausgefallenen, praktischen Kurse. Unser Jahrgang hat sich freiwillig beim Spital gemeldet und seine Hilfe angeboten, mittlerweile sind wir etwa 160 Studierende. Fällt das Semester und so das Examen aus, fehlen ab November schweizweit etwa 1000 neue Ärzt*innen. Damit dies nicht passiert, werden unsere jetzigen Einsätze in Form von Credits an das Studium angerechnet.

Wie ist die momentane Lage bei euch im Spital?

Mein aktuellster Stand ist vom 22. März, da waren 14 Betten von der Corona-Intensivstation gebraucht. Die Kapazität liegt aktuell bei 16 Betten. Das ist aber noch ausbaubar. Momentan werden Platz und Kapazitäten erhöht, beispielsweise werden alte Intensivstationen aufgerüstet und wieder in Betrieb genommen. Klar, es werden immer mehr Fälle, aber das Spital scheint mir vorbereitet und nicht überlastet. Wir werden eingeführt, dass, wenn es wirklich eskalieren würde, wir Arbeit abnehmen können. Nach dem Motto: «Prepare for the worst, hope for the best.»

Wie ist die Stimmung im Spital?

Sie ist angespannt, aber nicht ängstlich oder panisch, eher nervös. Es ist eine Ungewissheit im Raum, niemand weiss, wie schnell der Anstieg kommen wird. Wann eskaliert es: Morgen oder in einem Monat? Wann kommen auf einmal alle Patient*innen mit dem Coronavirus? Oder bleibt der riesige Ansturm aus?

Was sind deine Aufgaben?

Ich arbeite als Assistent des medizinischen Personals. Wir entlasten die Pflegenden auf der Intensivstation. Wir versuchen sie so gut wie möglich zu unterstützen und spielen den Gango. Normalerweise ist auf der Intensivstation ein*e Pfleger*in für ein*e Patient*in zuständig. Wird die Lage dramatischer, wird es wahrscheinlich so sein: Vier Patient*innen, jemand von der Pflege und vier Student*innen.

Das Abzock-Image von Ärzt*innen und dem Spital soll verschwinden.

Aron

Was wünschst du dir nach Corona fürs Gesundheitswesen?

Der Vibe in der Gesellschaft soll sich ändern. Gerade hier in Zürich bekomme ich oft zu hören, dass ich mein Studium eh nur fürs Geld mache. Es gehe nur um Margen auf verschriebenen Medikamenten und alle diese Operationen wären gar nicht nötig. Ich arbeite ja noch nicht mal als Arzt, aber das nervt mich jetzt schon. Ich fände es schön, wenn das Abzock-Image von Ärzt*innen und dem Spital verschwinden würde und mehr Akzeptanz da wäre. Logisch verdient man viel, aber man hat auch ein hartes Studium hinter sich und arbeitet viel. Es gibt Einschränkungen, dass Ärzt*innen nicht mehr wie früher Millionen machen und das ist auch gut so.

Was ist dein Statement zu den Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen?

Arbeitsbedingungen sind hart, gerade am Anfang wenn man Assistent*in ist. Es ist nicht immer fair, man kann durchaus 60-Stunden-Wochen haben und diese Zeit wird einem nicht vollständig aufgeschrieben. Mir ist das bewusst und ich denke, ich kann damit umgehen. Und man kann es auch steuern, ob man in eine Medizinbranche gehen will, wo es nur um Karriere geht oder ob man in einen Bereich geht, wo man mehr Quality of Life hat.

*Name und Arbeitsort der Redaktion bekannt. Zum Schutz der Interviewten sind ihre Namen sowie ihr genauer Arbeitsort nicht erwähnt.

Held*innen erzählen

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