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19. Mai 2021 um 08:06

«Häsch gwüsst?»: Weshalb ist das Grossmünster so schräg ausgerichtet?

Es ist das Wahrzeichen von Zürich: Das Grossmünster. Es soll vor rund 1200 Jahren gebaut worden sein – seither ziert es das Stadtbild. Doch das Bauwerk ist schräg ausgerichtet. Was die Gründe dafür sein könnten, erklären wir dir im heutigen «Häsch gwüsst?».

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Blick vom St. Peter mit Helmhaus und Grossmünster, 1889. (Stadt Zürich, baugeschichtliches Archiv)

Das Grossmünster in Zürich steht weder parallel zur Stadtlage noch zur Limmat. Es richtet sich auch nicht gegen Osten, wie die meisten mittelalterlichen Kirchen. Nicht nur die Ausrichtung des Zürcher Wahrzeichens ist kurios und beschäftigt die Gemüter schon lange – auch die besondere Lage der Kirche wirft einige Fragen auf: In Bern und Basel wurde das Münster auf der Pfalz gebaut, also dort, wo früher deutsche Könige ihren Wohn- und Verwaltungssitz hatten. Auch in Zürich wäre der Lindenhof, ehemalige Pfalz, der ideale Ort gewesen, um eine Kirche zu bauen. Stattdessen konstruierte man die Kirche unmittelbar am Wasser. Ein Rätsel – auch für Francesco Gargiulo, Grossmünster-Sigrist. Für die Erklärung der ungewöhnlichen Ausrichtung des Münsters nennt Gargiulo drei mögliche Theorien:

Topografisch

Das Fundament, worauf das Grossmünster im 8. Jahrhundert gebaut wurde, ist sehr steil. Der Baugrund war alles andere als ideal für eine Kirche, deshalb musste die Kirche auch so schräg ausgerichtet werden. Hätte man die beiden Türme parallel zur Limmat konstruiert wollen, wäre eine Stützmauer im Wasser notwendig gewesen, die den Druck vom Hang stabilisiert hätte. Dies wäre jedoch nicht möglich gewesen, da das Wasser mit der Zeit das Fundament abgetragen hätte. Demnach blieb nur diese eine Lösung übrig.

Historisch

Laut der mittelalterlichen Legende starben Felix und Regula, die zwei Zürcher Stadtpatronen, als Märtyrer. Bis zur Reformation wurden die beiden Heiligen geehrt, in dem man an ihnen jeweils am 11. September, ihrem Gedenktag, einen Prozessionszug widmete. Das religiöse Ritual führte an ihre Gräber, die man durch den bergseitigen Eingang des Grossmünsters erreichen konnte. Stehen beide seitlichen Türen der Kirche offen, so geben sie durch das Kirchenschiff den Blick auf die Wasserkirche frei.

Astronomisch

Christof Hugentobler schlug in den 1990er Jahren eine astronomische Lösung der Frage nach der Ausrichtung vor. Sie zeigt, dass die scheinbar schiefe Lage des Zürcher Grossmünsters mit dem Sonnenlauf und den vier Himmelsrichtungen zu erklären ist. Hugentobler berechnete, dass die aufgehende Sonne direkt am Tag der Wintersonnenwende (Weihnachten) senkrecht in Chor und Krypta strahlte – jedoch nur so lange, bis die Umgebung im Osten der Kirche nicht verbaut war.

«Ich vermute, dass die erste These wohl am ehesten Antwort auf die Ausrichtung des Grossmünsters gibt», so Gargiulo. Er schlägt jedoch vor, dass unsere Tsüri-Community entscheiden soll, welche These für sie am plausibelsten erscheint. Nun, liebe Tsüri-Leser:innen, welche Theorie überzeugt Euch am meisten?

Umfrage: Welche Erklärung ist Deiner Meinung nach am plausibelsten?
Auswahlmöglichkeiten: 1.) Topografisch: ursprüngliche Geländeform 2.) Historisch: Prozessionsweg 3.) Astronomisch: Wintersonne

Diese Frage stammt von einem Tsüri-Leser. Über welches Zürcher Phänomen wolltest Du schon immer mehr wissen? Schreib Deine Frage direkt an Céline.

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