Wohnraumfonds: Zürich will hohe Mieten mit 300 Millionen bekämpfen - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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16. Mai 2023 um 14:42

Wohnraumfonds: Mit 300 Millionen gegen hohe Mieten

Stimmen die Zürcher:innen im Juni dem Wohnraumfonds zu, sollen die Wohnungsnot und hohe Mieten mit bis zu 300 Millionen Franken bekämpft werden. Wie lange das Geld reicht und wie viele Wohnungen vergünstigt werden, sei «Kaffeesatzleserei».

(Foto: Elio Donauer)

Die Bodenpreise steigen, die Bevölkerung wächst. In der Konsequenz werden Wohnungen zur Mangelware und die Mieten immer weiter erhöht. Die Rezeptvorschläge gegen die akute Wohnungsnot sind vielfältig und reichen von Verdichtung über Vorkaufsrecht für die Gemeinden bis zur Enteignung der Credit Suisse-Immobilien. 

Im Juni stimmen die Zürcher:innen über ein weiteres Instrument ab: Mit dem Wohnraumfonds wollen sowohl der Stadt- als auch der Gemeinderat bis zu 300 Millionen Franken zur Verfügung stellen, um mehr gemeinnützige Wohnungen zu schaffen und die Mieten tief zu halten. 

Wer gemeinnützige Wohnungen baut, saniert oder Land kauft, um Wohnraum zu erstellen, kann künftig von den städtischen Mitteln profitieren, wie Vertreter:innen der Stadt Zürich vor den Medien erklärten. Damit soll die Finanzierung erleichtert und das Niveau der Mieten gesenkt oder zumindest beibehalten werden können. «Natürlich wird dies nicht in jedem Fall gelingen, aber der Handlungsspielraum soll vergrössert werden», erklärt Nina Pfenninger, stellvertretende Leiterin der Fachstelle Gemeinnütziges Wohnen. 

Wer beim Wohnraumfonds Gelder bekommen will, muss verschiedene Kriterien erfüllen. So dürfen die Bau- oder Sanierungskosten ein bestimmtes Niveau nicht überschreiten und die Mieten müssen unter dem Median im Quartier und der Stadt liegen. Kurz: Der Wohnraumfonds darf nicht zur Wertsteigerung oder zur Erwirtschaftung einer Rendite eingesetzt werden. Denn wie Heinrich Hummel, stellvertretender Direktor der Liegenschaftenverwaltung, festhält: «Wir wollen nicht dazu beitragen, dass die Mieten nach oben gehen.» 

Konkret funktioniert das Instrument folgendermassen: Wird aufwändig saniert, weil beispielsweise die fossile Heizung durch eine ökologische ersetzt werden muss, fallen Kosten an. Diese Kosten wälzen auch gemeinnützige Vermieter:innen auf die Mietenden ab. Damit diese Mieten nicht zu stark steigen, kann die Stadt Zürich Geld aus dem Wohnraumfonds sprechen. 

Oder: Kauft eine Genossenschaft ein Stück Land und baut darauf ein Mehrfamilienhaus, muss der Kaufpreis und die Baukosten auf die Mieter:innen verteilt werden – diese Verteilung der Ausgaben nennt sich Kostenmiete. Weil sich die Boden- und Baupreise aktuell auf einem sehr hohen Niveau befinden, würden dadurch auch die Kostenmieten sehr hoch ausfallen. Damit dies nicht passiert, kann die Stadt dank dem Wohnraumfonds die Mieten tiefer halten.

In einem ersten Schritt wird der Topf mit 100 Millionen gefüllt, sollte der Betrag aufgebraucht sein, fliessen weitere 200 Millionen Franken. Für wie lange dieses Geld reicht und wie viele Wohnungen damit vergünstigt werden, ist noch unklar. Gemäss Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) hat sich der Stadtrat diesbezüglich kein Ziel gesetzt. Weil die Preise je nach Situation und Objekt stark variieren, käme eine Vorhersage dem Lesen von Kaffeesatz gleich.

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