Yves Henz: «Ich versuche mich dort einzusetzen, wo es der Sache am meisten dient» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Gemeinderat der Woche: Yves Henz (Grüne)

Der jüngste Gemeinderat Zürichs hat das Ziel, Aktivismus ins Parlament zu tragen. Für ihn gehören Sozial-, Klima- und Wirtschaftspolitik zusammen: «Wenn man Klimaanpassungen fordert, dann fordert man eigentlich soziale Gerechtigkeit», sagt er.

(Foto: Steffen Kolberg)

Als Yves Henz im letzten Jahr in den Zürcher Gemeinderat gewählt wurde, machte er gerade seine Matura. Der damals 18-Jährige Klimaaktivist erlangte als jüngster jemals in Zürich gewählter Parlamentarier stadtweit Bekanntheit. Ab und an werde er inzwischen auf der Strasse erkannt, erzählt er. Wie er das finde? «Auf der einen Seite ehrt es mich, dass ich als Gesicht für unsere Inhalte auftreten darf», antwortet er: «Aber mir ist es immer wichtig, zu betonen, dass es in keiner Minute um mich geht. Ich versuche, wann immer möglich den Inhalt in den Fokus zu stellen.»

Inzwischen ist Henz Student der Soziologie und Geografie und am Rednerpult des Gemeinderats ein Garant für eindringliche Worte zu grossen Themen wie Klimakrise und Polizeigewalt. Es sei durchaus sein Ziel, Aktivismus ins Parlament zu tragen, erklärt er: «Es verschiebt schon Diskurse, wenn aktivistische Stimmen überhaupt geäussert werden. Denn häufig schaffen es die Forderungen vieler Menschen überhaupt nicht ins Parlament.»

Sozialpolitik, Klimapolitik und Wirtschaftspolitik seien alle miteinander verbunden, meint er: «Wenn man Klimaanpassungen fordert, dann fordert man eigentlich soziale Gerechtigkeit.» Als Mitglied der Sachkommission Sozialdepartement habe er unter anderem den städtischen Mindestlohn mit ausgearbeitet, der vor einem Monat im Rat beschlossen wurde (wir berichteten).

Henz sagt, er habe viel gelernt in seinem knappen Jahr im Gemeinderat. Über die politischen Strukturen der Stadt, aber auch über die Limitationen der Politik auf Gemeindeebene. «Man merkt, wie wenig Macht die Stadt Zürich hat, wenn es zum Beispiel um Wohnraum-, Klima- oder Wirtschaftspolitik geht.» Hier seien die kantonale und die Bundesebene wichtiger.

Er findet, es brauche auch auf der nationalen Ebene junge Stimmen, die sich getrauten, «wirklichen Fortschritt einzufordern». Deshalb kandidiere er in diesem Jahr für den Nationalrat. Das sei mitnichten ein «Karriereschritt», sagt er: «Ich versuche mich dort einzusetzen, wo es der Sache am meisten dient.» Sollte irgendwann der Moment kommen, an dem er das Gefühl habe, am meisten in einer aktivistischen Position zu erreichen, dann werde er sich wieder dem Aktivismus zuwenden.

Warum sind Sie Gemeinderat geworden?
Ich wurde Gemeinderat, weil ich mich für ein Leben in Wohlstand, Freiheit und Glück für alle Menschen einsetzen möchte. Meiner Meinung nach sollte sich unsere Gesellschaft nicht um den Profit von Superreichen und auch nicht um Konkurrenz drehen. Ich stehe für eine Gesellschaft ein, in welcher wir zusammen und nicht gegeneinander arbeiten. Eine demokratische Wirtschaft, welche Wohlstand und Freiheit garantiert. Denn letztlich geht es um das Leben von uns Menschen, von unseren Kindern uns Enkeln. Einen solchen Wandel kann ich nicht alleine stemmen. Für echten Fortschritt braucht es uns alle. Engagieren wir uns in Bewegungen, linken Parteien, Gewerkschaften und Nachbarschaftskomitees. Unsere Zukunft braucht uns. Ich werde nie vergessen: Ich stehe auf den Schultern einer breiten gesellschaftlichen Bewegung. Eine Bewegung, welche mit jedem Tag wächst. Es geht hier um die Sache und nicht um mich.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Lustige Frage! Spontan kommt mir Ronny Siev (GLP) in den Sinn. Er ist mit mir in der Kommission und hat immer eine lustige Geschichte auf Lager.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Ein trauriges Abstimmungsergebnis war die Ablehnung des Antrags der Grünen Fraktion bezüglich der Sozialhilfedetektive bei der Budgetdebatte. Da in einem Verdachtsfall sowieso die Polizei ermittelt sind diese Sozialschnüffler wirklich reine Schikane. So werden weiterhin Familien, die Sozialhilfe beziehen, unnötig überwacht.

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