Mélissa Dufournet: «Man muss sich schon entscheiden, was man will» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Gemeinderätin der Woche: Mélissa Dufournet (FDP)

Seit 2020 sitzt Mélissa Dufournet für die FDP im Gemeinderat. Als Anwältin im Arbeitsrecht habe sie neben dem Sozialen auch eine Nähe zu Arbeits- und Personalthemen, sagt sie. Vor allem aber schätze sie die thematische Vielfalt im Parlament.

Mélissa Dufournet FDP

(Foto: Steffen Kolberg)

«Nein, wir wachen nicht jeden Morgen auf und fragen uns, wie wir das Leben für Manche noch schlechter machen können», antwortete Mélissa Dufournet diese Woche auf einen Vorwurf von SP-Parlamentarierin Fanny de Weck gegen die rechte Ratsseite im Rahmen der Debatte um eine wirtschaftliche Basishilfe. «Aber wir fühlen uns dem Rechtsstaat verpflichtet», fuhr sie fort: «Und ich als Rechtsanwältin insbesondere.»

Dufournet sprach als FDP-Vertreterin in der Sachkommission Sozialdepartement, deren Vizepräsidium sie auch innehat. In der Kommissionsarbeit gehe es ihr unter anderem darum, das Kosten-Nutzen-Verhältnis einzelner Massnahmen anzuschauen, wie sie erzählt. «Grundsätzlich ist die Unterstützungsleistung des Staats etwas richtiges und wichtiges», meint sie: «Ich finde aber, sie muss sich auf die Menschen beschränken, die es wirklich nötig haben.» Den Nutzen zu messen sei allerdings nicht immer einfach, gibt sie zu: «Bei der Unterstützung für Jugendliche beim Berufseinstieg ist beispielsweise nicht messbar, inwiefern es etwas bringt, trotzdem ist sie wichtig.»

Selbst engagiert sich die 34-Jährige als Stiftungsrätin bei der Stiftung ProMobil, die sich um Transportmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Menschen kümmert. Ihr sei es wichtig, die alten und behinderten Menschen nicht allein zu lassen, sagt sie: «Man überträgt gern die eigenen Standards auf andere und merkt gar nicht, dass andere Menschen andere Herausforderungen haben als man selbst.»

Als Anwältin im Arbeitsrecht bei der UBS habe sie nebem dem Sozialen auch eine gewisse Nähe zu Arbeits- und Personalthemen, doch sie finde vor allem die thematische Vielfalt der Parlamentsarbeit interessant. Das kann man an ihren bisherigen Vorstössen gut sehen: Da geht es mal um die Orchideensammlung in der Stadtgärtnerei, um die Nutzung des Friedhofs Sihlfeld oder die Verkehrsflächen und ihre Nutzung durch den öffentlichen Verkehr.

Die Schaffhauserin studierte in St. Gallen zunächst Internationale Beziehungen, später Rechtswissenschaften. Für die FDP habe sie sich entschieden, weil ihre Parolen grösstenteils mit dem deckungsgleich gewesen seien, was sie gewählt habe. Das sei auch heute noch so: Nicht mit allen Positionen in der Partei sei sie ganz einverstanden, aber mit den meisten.

Von anderen Parteivertreter:innen weicht sie zum Beispiel ab, indem sie sich offen gegenüber einer Stellvertretungs-Regelung für Parlamentarier:innen zeigt: «Ich finde, man sollte das prüfen. Aber es sollte nicht dazu führen, dass Parlamentarier:innen auf ihrem Sitz hocken bleiben und sich im Zweifel vertreten lassen. Man muss sich schon entscheiden, was man will.» Im letzten Jahr fiel Dufournet selbst für drei Monate aus, weil sie Mutter geworden war. Die FDP hatte in dieser Zeit eine Stimme weniger im Rat.

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?
Wenn ich ehrlich bin, bin ich etwas in diese Tätigkeit hineingerutscht. Politik hat mich schon immer interessiert, daher auch mein Studium der Internationalen Beziehungen in St. Gallen. Ich habe mich bereits dort in Vereinen engagiert, zum Beispiel im Sicherheitspolitischen Forum. Nachdem ich nach Zürich gezogen bin, bin ich der FDP Kreis 3 beigetreten, weil ich mich weitergehend politisch engagieren wollte als bloss zu wählen. Wie es der Zufall wollte, waren bald danach Wahlen und ich habe mich gerne als Kandidatin zur Verfügung gestellt.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Hannah Locher von der SP. Sie ist in meiner Kommission und sehr sympathisch, aber ich kenne sie kaum persönlich.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Das Verbot der digitalen Werbeflächen vor zwei Wochen hat mich sehr geärgert. Die Debatte war sehr ideologisch geprägt, mir fehlte die Gesamtsicht.

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