Barbara Wiesmann: «Ich hatte das Gefühl, ich muss etwas machen» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Gemeinderätin der Woche: Barbara Wiesmann (SP)

Barbara Wiesmann trat nach ihrem Studium der SP bei, weil sie sich angesichts des Rechtsrutsches in der Schweiz engagieren wollte. Im Gemeinderat sitzt die Softwareentwicklerin nun seit fast neun Jahren und kümmert sich vor allem um Klima- und Umweltthemen.

(Foto: Steffen Kolberg)


Die Stadt Zürich solle eine internationale Klimafinanzierung aufgleisen, die CO2-Emissionen im Umfang von 10 Prozent ihres jährlichen Ausstosses reduziert, forderten Barbara Wiesmann und Julia Hofstetter (Grüne) in einer gemeinsamen Motion. Die Stadt habe eine Verantwortung für die Emissionen, welche durch die Stadtzürcher Bevölkerung verursacht werden, erklärt sie zur Begründung. Da die Menschen im globalen Süden schlussendlich am meisten unter den Klimaveränderungen leiden würden, könne man hier durchaus etwas zur Linderung beitragen.

Klima- und Umweltthemen sind der Softwareentwicklerin wichtig. Bei ihrem Eintritt in den Gemeinderat 2014 trat sie deshalb in die Sonderkommission Gesundheits- und Umweltdepartement ein. Da die umwelttechnische Kompetenz des Gemeinderats jedoch gegenüber dem Stadtrat eher klein sei, habe sie sich 2020 entschieden, in die Sachkommission Tiefbau- und Entsorgungsdepartement zu wechseln. «Dort kann man mehr Umwelt- und Klimaanliegen durchbringen, und die Kreislaufwirtschaft ist hier ein wichtiges Thema», sagt sie.

Die grossen Probleme der städtischen Entwicklung bekommt Wiesmann in ihrem Alltag hautnah mit. Seit 15 Jahren wohnt die 41-Jährige an der Weststrasse, einem der Gentrifizierungs-Hotspots der Stadt. «Als ich eingezogen bin, gab es noch den ganzen Tag Stau vor der Haustüre», erzählt sie. Heute ist ihr Wohnort verkehrsberuhigt und sei viel schöner, «aber praktisch alle, die damals dort gewohnt haben, sind nicht mehr da.» Sie selbst habe Glück gehabt, ihre Wohnung sei von Sanierungen bislang verschont geblieben. Stadt und Genossenschaften hätten früher reagieren und sich um den Kauf von Immobilien kümmern sollen, findet sie: «Aber im Nachhinein ist das natürlich einfach zu sagen.»

Als Velofahrerin, die täglich zwischen ihrem Arbeitsort Wallisellen und Wiedikon pendelt, ist sie auch mit den Mängeln der Veloinfrastruktur konfrontiert. Insbesondere bei der Verlängerung des Viadukts über die Gleise und beim Umbau des Bucheggplatzes müsse man vorwärtsmachen, findet sie. Wiesmann war im Initiativkommitee der Velorouten-Initiative, zur ersten und viel kritisierten Velovorzugsroute an der Baslerstrasse möchte sie sich allerdings noch nicht äussern, so lange sie sie noch nicht selbst in Augenschein genommen hat.

Die Softwareentwicklerin ist auf einem Bauernhof im Zürcher Weinland aufgewachsen. «Das war nicht unbedingt ein SP-Umfeld, ich bin nicht unbedingt parteilich politsiert worden.» Dennoch entschied sie sich nach dem Ende ihres Studiums 2007, der SP beizutreten. Im Nationalrat habe es damals einen Rechtsrutsch gegeben, erzählt sie: «Ich hatte das Gefühl, ich muss etwas machen.»

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?
Ich bin 2007 in die Kreispartei Kreis 3 der SP eingetreten, weil ich mich engagieren wollte. Bei den Gemeinderatswahlen 2010 habe ich auf einem aussichtslosen Platz kandidiert und wollte auch gar nicht unbedingt gewählt werden. Aber so habe ich mich dem Thema angenähert, habe Gemeinderät:innen kennengelernt und hatte dann vier Jahre Zeit, mir das zu überlegen. Ich habe gemerkt, dass Zürich als grösste Stadt der Schweiz eine politische Vorreiterrolle und dass man hier auch mit kleinen Schritten etwas erreichen kann. 2014 habe ich dann auf dem vierten Listenplatz kandidiert und wurde gewählt.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Das wäre Mélissa Dufournet von der FDP. Sie kommt aus meinem Kreis und ich kenne sie bislang gar nicht. Vielleicht könnten wir gemeinsam etwas für das Quartier auf den Weg bringen.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Am meisten geärgert hat mich in letzter Zeit die Abstimmung zum CO2-Gesetz. Auf Gemeindeebene war es sicherlich die Entscheidung gegen den Kauf des Uetlihofs.

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