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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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9. Dezember 2015 um 10:00

«Es ist wichtig, dass Zürcher ein Verständnis für die Menschenrechte haben»



Ab Mittwoch findet in Zürich zum ersten Mal das Human Rights Film Festival statt. Warum sich auch Zürcher für internationale Menschenrechtsverletzungen interessieren müssen und was uns am Festival erwartet, beantwortet die Direktorin Sascha Bleuler im Interview.

Frau Bleuler, vom 9. bis 13. Dezember organisieren Sie in Zürich das Human Rights Film Festival. Was erwartet uns? Sascha Bleuler: Natürlich spielen in diesem Jahr die Flüchtlings- und Migrationsthematik eine wichtige Rolle – aber auch die Frauenrechte, der Nahost-Konflikt und die Rohstoffgewinnung gehören dazu. Wie sie sehen, verstehe ich die Menschenrechte als ein sehr offenes Gebiet.  

Im Gegensatz zu anderen Ländern hält sich die Schweiz fast immer an die Menschenrechte – warum sollen sich Zürcherinnen trotzdem die Filme anschauen? Ja, uns geht es gut, weil wir uns an die Menschenrechte halten. Darum ist es wichtig, dass auch die Zürcher ein Verständnis dafür haben. Als Bürger stehen wir immer in der Verantwortung für das, was um uns herum geschieht. Und gerade bei der Rohstoffgewinnung sind wir auch in der Schweiz mitverantwortlich: Jedes Pärchen, das einen Goldring kauft, müsste eigentlich nach der Herkunft des Rohstoffs fragen.

Wie können die 14 Filme auf dem Programm die Menschenrechte stärken? Ich bin nicht naiv und glaube, dass nach den Filmen alle spenden gehen. Das Festival soll auch die Komplexität der einzelnen Themen aufzeigen – insbesondere auch in den Diskussionen und den Erläuterungen der Experten nach den Filmen. Das Kino alleine kann den Menschen und die Welt nicht verändern. Trotzdem glaube ich an die Kraft des Kinos.

Warum findet das Festival gerade jetzt statt? Als wir im April angefangen haben, war noch nicht klar, dass sich die weltpolitische Lage im Sommer und Herbst verändern würde – mit der Flüchtlingssituation, oder auch jetzt nach den Anschlägen von Paris. Ich hoffe, dass sich die Leute dadurch noch stärker interessieren. Unabhängig von der Weltlage wollten wir aber neben Genf in Zürich und Lugano ein Human Rights Film Festival durchführen, damit es in drei Sprachregionen eine Ausgabe gibt.

Was haben Sie sich für den Donnerstag, den Internationalen Tag der Menschenrechte, einfallen lassen? Dann findet im Filmpodium der grösste Event statt: In Zusammenarbeit mit dem EDA und Médecin Sans Frontières zeigen wir den Film «On the Bride’s Side». In diesem kreativen Dokumentarfilm geht es um als Hochzeitsgesellschaft getarnte syrische Flüchtlinge, die von Italien nach Schweden fliehen. Auch die Diskussion nach dem Film dürfte sehr spannend werden und die aktuelle Flüchtlingspolitik zur Sprache kommen.

An der Podiumsdiskussion am Sonntag geht es um das Recht am eigenen Bild. Das scheint mir angesichts der katastrophalen Menschenrechtslage in gewissen Teilen der Welt als ein First World Problem. Ganz im Gegenteil: Im Film vor der Diskussion dreht sich alles um das syrische Kollektiv Abounaddara, welches die westlichen Medien für ihre Berichterstattung im Syrien-Konflikt kritisiert. Wichtig sei nicht, dass nur Bilder von Opfern und Tätern gezeigt, sondern dass auch die Menschen, die einen Alltag haben, abgebildet werden. Es geht ihnen darum, dass die Individualität und die Menschenwürde der von der Krise Betroffenen zu wahren.  In der Diskussion sollen diese Positionen den Medienschaffenden gegenübergestellt werden.

Titelbild: Human Rights Film Festival/Red Lines

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