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16. März 2020 um 09:54

Eine Entschleunigung des Uni-Alltags: Studienwahl überdenken?

Hier würde eigentlich ein Text stehen, der dir das Leben an der Universität oder Hochschule vereinfachen soll. Oder Tipps, wo du das leckerste Mensaessen, den günstigsten Take-away oder den coolsten Ausgang in der Stadt findet. Durch die Pandemie wurde der Unialltag drastisch unterbrochen, Mensen sind leer, essen tun wir gerade lieber Zuhause und technoiden Bässe sind ebenfalls für unbestimmte Zeit verstummt. Eine Entschleunigung des Uni-Alltags.

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Photo by Alex Alvarez on Unsplash

Alle Schweizer Hochschulen und Universitäten haben aufgrund der Pandemie ihre Türen geschlossen. Die ETH beispielsweise stellt alle Vorlesungen bis Ende Semester komplett ein. Die HSG und die Universität Bern ziehen es ihr gleich. Die Universität Zürich hingegen stellt ihren Unterricht ab dem 16. März ein, wie sie auf ihrer Website schreiben. Virtueller Schulunterricht - eine Herausforderung, auf die niemand vorbereitet war.

Ein seltsames Gefühl: Der strukturierte und stressige Alltag wird von heute auf morgen unterbrochen und entschleunigt. Eine Entschleunigung, die (hoffentlich) für viele zum Denken anregt. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um seine Studienwahl zu hinterfragen?

Leider muss ich immer wieder zu hören kriegen, dass Bekannte oder Studienkollegen ihr Studium nur aufgrund des Drucks ihrer Eltern gewählt haben – «damit du später Mal gut verdienst». Nicht nur Eltern - auch Jugendliche selber - setzten die finanzielle Absicherung vor den Spassfaktor bei ihrer Studienwahl. «Here in Switzerland it’s all about the money», sagte mir ein geflüchteter Somalier, der kürzlich an einem Bahnhof Surprise Magazine verkaufte.

Wenn ich Menschen von meiner Arbeit erzähle, die ich mit Leidenschaft und Herzblut mache, dann erhalte ich meistens folgende Reaktion: «Ich finde es so schön, dass Du das gefunden hast, was deine Leidenschaft ist. Ich hätte eigentlich auch lieber das Fach xy studiert, aber das hätte ich doch nie geschafft! Ausserdem habe ich danach keine Berufsaussichten und keine Sicherheit - also habe ich mich für Studium xy entschieden.»

So Ähnliches zu hören bedrückt mich. Erstens, weil wir so unseren Träumen, unserer Passion und unserem Können eine Grenze setzen. Zweitens, weil in einem Land mit grosser staatlicher finanzieller Absicherung, eben genau «risikofreudige» Chancen ergriffen werden können. Doch ironischerweise wählen trotzdem viele Jugendliche den «sicheren» Weg.

Die Zukunft ist unbestimmt, das zeigen uns die Auswirkungen des Kapitalismus seit den letzten drei Monaten auf ganz brutale Art und Weise. Was wir täglich lernen, wo wir unseren Alltag verbringen und welche Menschen uns umgeben, das hat einen Impact auf uns und unsere Umwelt. Und, dass Entscheidungen mehr mit Herz getroffen werden. All das scheint mir enorm wichtig.

Und ich überlege mir, wie lange wir uns kritisch hinterfragen werden, bevor uns das Bedürfnis nach Sicherheit einholt: Hier, im nüchternen Schweizer Alltag.

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