Ein kunterbunter Wagen auf Zürich-Tournee
Das Kasernenareal verliert dieses Wochenende an Farbe: Der Freiraum-Messwagen wird dann nämlich mit Musik und guter Stimmung weiterziehen – raus aus der Kaserne und rein in neue Abenteuer. Tsüri.ch im Gespräch mit STUDIO FUMO über die Suche nach neuem Freiraum.
Der Freiraum-Wagen auf dem Kasernenareal ist bunt und wild. (Fotos: Sonya Jamil)
STUDIO FUMO, das sind Melanie und Vera. Sie sind der Meinung, dass Raum Luxus ist. Aus diesem Grund möchten sie mehr Freiraum schaffen. Und zwar für alle. Auf der Kaserne haben sie das bereits geschafft; mithilfe des recycelten Sommergartens, laden sie ein zum «Sein»; eine Gegenbewegung zum Konsumzwang.
Der Freiraum-Messwagen war Gegenstand von Melanies Masterarbeit. Deklariert als Spielmobil und mit der ZHdK als Institution im Hintergrund, hatte er als solcher durchaus seine Berechtigung. Diese Zeiten sind vorbei. Melanie hat mittlerweile den Master in der Tasche, von den Behörden heisst es nun «Taschen packen», da die Bewilligung abläuft. Am 16. August wird der Wagen nun von Hand aus dem Kasernenareal und durch die Zürcher Strassen gezogen. Das nächste Ziel ist das Living Room Festival in der Stadionbrache, welches ab dem 20. August für drei Tage stattfindet. Dort darf STUDIO FUMO ganze drei Wochen bleiben, danach geht es weiter an das Kunstdreieck Festival in Zürich Nord.
Im Rahmen einer Ausstellung oder Kunstaktion sei es relativ einfach, für zwei bis drei Wochen eine Bewilligung zu kriegen, erzählt Melanie. Ansonsten stösst der Freiraum-Wagen auf wenig behördliches Verständnis. «Es ist schwierig, an die richtigen Leute zu kommen und das Projekt vorzustellen», so Vera. Die Leitbilder vieler Behörden stehen für Freiräume, die Realität gestaltet sich jedoch um einiges hürdenreicher.
Melanie und Vera im Kampf gegen Corona.
Ein wilder Wagen auf Zürcher Strassen
Für die beiden Frauen ist es keine Option, den Wagen einfach auf einen Parkplatz zu stellen. Schliesslich suchen sie aktiv den Austausch mit den Menschen und wollen deren Bedürfnisse und Wünsche herausfinden. Diese variieren unter den Zürcher*innen von Kreis zu Kreis. Darum kreiselt der Wagen vorerst durch die Stadt, auf der Suche nach unbelebten und umstrittenen Stadtnischen. Es sei wichtig, eine Begegnungszone zu schaffen, mit den unterschiedlichsten Leuten aus den verschiedensten Quartieren. STUDIO FUMO nehmen sich das Recht auf Stadt. Mit diesem Anliegen wollen sie im Herbst zurück auf die Kaserne. Eine Petition zur entsprechenden Bewilligung ist bereits im Gange. Es bleibt jedoch spannend, was in Zukunft aus dem Kasernenareal wird, die NZZ nannte den Prozess kürzlich «Zürichs grösstes Planungsdebakel». Melanie und Vera hoffen, dass es kein Konsumtempel wird.
Das Freiraumkonzept von STUDIO FUMO steht für Kunst, Aktivismus, Design und Stadtentwicklung. Der Wagen schwebt in der Grauzone zwischen legal und illegal. «Meiner Meinung nach, soll man versuchen, diese Grenzen aktiv zu öffnen und somit Spielraum zu schaffen. Es lässt sich auch mit wenigen Mitteln etwas machen. Einfach ausprobieren», findet Melanie.
Würde STUDIO FUMO im Spätherbst wieder in das Kasernenareal zurückkehren, dann am liebsten unter dem Motto «Park Fiction». Es ist ein Park für alle, von allen, sozusagen ein Gemeinschaftsprojekt. Das heisst, dass es auch in der Verantwortung der Besucher*innen liegt, dass das Freiraum-Konzept funktioniert. Der grosse Umzug aus dem Areal dürfte klar machen, dass der Wagen nicht selbstverständlich ist.
Volles Programm auf dem Kasernenareal
Bis zum farbenfrohen Umzug hat STUDIO FUMO noch einiges vor: In Form einer Aktionswoche sind Exponate ausgestellt, welche über das Kasernendebakel informieren.
Der Freiraum wird so zum Museum. Ausserdem stehen Openair-Kino und Hundeshow auf dem Programm. «Ein Dogwalk», lacht Melanie. Es folgt ein zustimmendes Bellen von Veras Hund Oskar. Bevor der Freiraum-Wagen weiterzieht, kann man am Samstag auf dem Kasernenareal zusammen campen; am Sonntagmittag startet dann die grosse Freiraum-Prozession.
Das Programm der Aktionswoche verspricht gute Unterhaltung.
STUDIO FUMO blicken auf einen erfolgreichen Sommer zurück: Egal ob Workshops, Flohmärkte oder Konzerte, es war immer etwas los. «Spontaneität und Organisation müssen nebeneinander funktionieren können», stellt Melanie klar. Besonders während der Corona-Krise hätten die Leute den Freiraum noch mehr zu schätzen gelernt. Bei ihnen herrsche die beste Stimmung in der Stadt, so das Feedback der Besucher*innen.
STUDIO FUMO wollen sich auch in Zukunft weiter vernetzen und mobil bleiben. Vera und Melanie packen nun ihre Sachen zusammen, im Handgepäck ihr Wunsch nach mehr Freiraum.
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