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Von Antoine Schnegg

Papi-Kolumnist

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25. Oktober 2018 um 07:42

Die Papi-Kolumne: Männer sind Schweine!

Vater zu werden und zu sein, ist ein Abenteuer. Antoine Schnegg bezeichnet sich zwar nicht als Experten auf dem Gebiet, Vater ist er trotzdem geworden. Dieses Mal erzählt die Papi-Kolumne von schlechten Vorbildern und Antoines Angst, dass sein Sohn ein sexistischer Macho wird.

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Der Song «Männer sind Schweine» von den Ärzten hat mir noch nie sonderlich gut gefallen. Allerdings ist die simple Feststellung, die der Titel macht, momentan leider sehr akkurat. Die mächtigsten Politiker sind Männer, welche öffentlich sexistisches Verhalten zu Tage legen und kein Problem mit der Herabwürdigung von Frauen haben. Nach der Entlarvung Harvey Weinsteins als grösster Grüsel Hollywoods, müssen wir fassungslos feststellen, dass die Kunstwelt keinen Deut besser als die Politik ist. Das macht wütend – und es macht Angst.

Falsche Vorbilder

Kinder orientieren sich an Vorbildern. Zum guten Glück bin ich momentan noch das grösste männliche Vorbild von meinem Sohn L. Doch eines Tages wird er sich andere Vorbilder in unserer Gesellschaft suchen. Zum heutigen Zeitpunkt müsste L. feststellen, dass es völlig okay ist, wenn ein Präsident im Fernsehen damit angibt, Frauen im Schritt zu begrapschen. Ein grosser Teil der Gesellschaft wertet dies sogar als besonders männlich und deshalb als besonders stark.

Mir wird Angst und Bange, wenn ich daran denke, dass L. solche Personen unreflektiert zum Vorbild nehmen könnte. Ich würde vieles akzeptieren: L. könnte politisch anders als ich ticken, er könnte SUV-Fahrer sein oder Polizist werden. All das würde ich schlucken. Aber eine Sache kommt nicht in Frage: Dass L. ein sexistischer Macho wird.

Bin ich das richtige Vorbild?

L. sieht, wie ich mit meiner Partnerin, mit meiner Mutter oder anderen Frauen in unserem Alltag umgehe. Er nimmt jetzt schon sehr vieles auf, auch wenn er erst zwei Jahre alt wird, und imitiert das Verhalten seiner Mitmenschen. Wenn ich oben genanntes Verhalten anprangere, muss ich mich unweigerlich fragen, ob ich ein gutes Vorbild bin. Ich bin überzeugt, dass mein Verhalten gegenüber Frauen von Respekt geprägt ist und, dass ich Frauen immer auf Augenhöhe begegne. Wichtige Frauen in meinem Leben, die ich alle bewundere, erwarten auch ein solches Verhalten von mir.

Doch reicht das? Wie spiegeln sich meine Handlungsmaximen in meinem Alltag? L. muss in seiner Kindheit mitkriegen, dass sowohl seine Mutter als auch sein Vater gleich anpacken. Es reicht nicht aus, wenn ich Frauen respektvoll behandle. Ich bin der Überzeugung, dass Väter gleich viel im Haushalt, bei der Wäsche, bei den Windeln und beim Grossziehen von Kindern anpacken müssen. Genau das muss L. in seinem Alltag mitkriegen und er soll sich seine eigenen Handlungsmaximen nach diesem Bild schmieden.

Väter sind nicht die schlechteren Mütter

Laura Kaufmann hat diesen Sommer in einem Beitrag auf Tsüri.ch die Frage gestellt, wo denn die feministischen Männer seien. In diesem Beitrag hält ein junger Mann fest, dass es wichtig sei, Solidarität mit Frauen zu zeigen. Ja, das ist verdammt wichtig! Aber das reicht noch lange nicht aus. Es ist nicht akzeptabel, dass Frauen weniger verdienen, weil sie Frauen sind. Und es ist nicht akzeptabel, dass männliche Politiker in der Schweiz diese Lohndifferenzen als gottgegeben bezeichnen. Wir dürfen nicht nur Solidarität zeigen, sondern müssen gegen solches Verhalten kämpfen.

Ein Teil der feministischen Männer sitzt also zuhause und kümmert sich um den Nachwuchs. Wir versuchen so zu verhindern, dass wir eine neue Generation von Arschlöchern heranzüchten. Unsere Söhne sollen ein positives Männerbild haben, das in Frauen ebenbürtige Mitmenschen sieht. In der Zwischenzeit kann Mama an Demos. Und da L. jetzt laufen kann, können wir nächstes Jahr am Women’s March mitmarschieren.

Titelbild: Jørgen Håland

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Antoine Schnegg
Antoine Schnegg ist 34 Jahre alt und arbeitet als Bürogummi in Zürich. Mit seiner Partnerin und seinem Sohn, der 2017 auf die Welt kam, wohnt er in Wipkingen. Beide Elternteile arbeiten 80-Stellenprozent. Für Tsüri.ch berichtet er als freier Kolumnist aus seinem Leben als Familienvater.
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