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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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26. Mai 2019 um 10:15

Das war 1 schönes politisches Wochenende

Zwei der dramatischsten politischen Themen unserer Zeit wurden am Wochenende in Zürich gewürdigt; und gefeiert.

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Am Freitagnachmittag, bei perfektem Wetter, zogen mehr als 10'000 vorwiegend junge Menschen durch die Zürcher Innenstadt. Sie feierten, sie sangen, sie tanzten, sie zogen Bäume auf Rädern und sie demonstrierten damit lauthals gegen die Klimakrise und für die Klimagerechtigkeit. Es war bereits der dritte richtig grosse Umzug der Klimajugend in Zürich. Dies, nachdem am Mittwoch das Parlament ihre Forderung nach «netto null» CO2-Ausstoss bis im Jahr 2030, verabschiedet hatte.

Wie die anderen Male davor, war auch diese Demonstration einerseits wieder kämpferisch und entschlossen, andererseits ultrafriedlich, fröhlich und schön. Die Bewegung schafft es, ein tragisches Thema so zu inszenieren, dass es Spass macht, sich am Protest zu beteiligen und für die eigene Zukunft einzustehen.

Wer befürchtete, die Klimajugend werde nach ein paar Monaten bereits wieder einschlafen, darf beruhigt sein. Denn am Ende des Umzugs standen auf dem Helvetiaplatz für sämtliche Bezirke im Kanton Zürich Vernetzungorte bereit, mit welchen die Organisator*innen den Klimastreik in jedes noch so kleine Dorf bringen will. So geht Verwurzelung, so wird eine stabile Bewegung von unten aufgebaut. Zudem wurde das im Eiltempo geschriebene und produzierte Magazin «netto.null», welches für fünf Franken verkauft wurde, locker zu hunderten unter die Menschen gebracht. Von wegen die Jungen lesen keine Zeitungen mehr.

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Quasi nahtlos anschliessend wurde auch für ein zweites brennend aktuelles politisches Thema mobilisiert. Noch immer bei perfektem Frühsommerwetter besetzten Aktivist*innen kurz nach 16 Uhr den öffentlichen Pfingstweidplatz beim Toniareal und eröffneten das «Gegenlager». Nach einem kurzem Schreckensmoment, als die Polizei drohte, die Aktion zu räumen, war der Weg frei für ein Wochenende voller Workshops, Konzerte und einer Party bis am Sonntagmorgen.

Der Ort des Pfingstweidparks war nicht zufällig gewählt. Denn direkt gegenüber auf der anderen Strassenseite wird in Kürze das Bundesasylzentrum eröffnet. Dort werden Asylsuchende in schnelleren Verfahren abgehandelt. Die Besetzer*innen des Platzes kritisieren, dass mit den neuen Verfahren die Menschen in eine «systematische Verwertungslogik» gedrängt werden. Sie fordern ein autonomes Leben für alle.

Es war beeindruckend und inspirierend, in welch kurzer Zeit ein hervorragend organisiertes Polit-Festival auf dem Platz eingerichtet wurde: Infoblätter, Bars mit verschiedenen Getränken, eine grosse Bühne, mehrere Kompost-WCs, Essensstände und Diskussionszelte. Von Beginn an war die Hundertschar der Teilnehmenden ein buntes Abbild der (jungen) Gesellschaft aus Zürich.

Natürlich, die ganze Aktion war auch eine grosse und schöne Sommerparty. Doch waren viele Besucher*innen überrascht, wie viel tatsächlich über die Asyl- und Migrationspolitik diskutiert wurde; auf der Wiese unter den Bäumen und auch an den organisierten Diskussionsrunden und Workshops zum Thema.

Dieses Zürcher Polit-Wochenende zeigt:

  • Junge interessieren sich nicht nur für Politik, sie gestalten sie aktiv mit.
  • Politik und Aktivismus können und sollen auch Spass machen.

Weitere Informationen gibt es hier:

  1. Zur Klimabewegung.
  2. Zum «Gegenlager».

Fotos: ZVG vom «Gegenlager»

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