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20. Dezember 2020 um 14:17

Wohnen im Brunaupark: Warten auf den Abbruch

Wie ist es eigentlich, in einer Siedlung zu leben, die bald abgerissen werden soll? Dominic Iseli war mit seiner Kamera im Brunaupark im Süden Zürichs unterwegs, um genau das herauszufinden.

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Es handelt sich um eines der grössten Bauvorhaben in der Stadt Zürich: Die Credit Suisse Pensionskasse will das bestehende Wohn- und Ladenareal Brunaupark komplett umgestalten. Bis auf ein Gebäude sollen alle abgerissen und durch Neubauten mit höheren Mieten ersetzt werden. Rund 400 Mieter*innen müssten sich eine neue Wohnung suchen, schwierig in einer Stadt wie Zürich.

Mehrere Klagen verzögern jedoch das Bauvorhaben. Vor einem Jahr hat sich gar von überraschender Seite Unterstützung für die Bewohner*innen angekündigt: Leilani Farha, UNO-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen, besuchte den Brunaupark im Sommer 2019, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Wenige Monate später erhielt der Bundesrat einen von Farha verfassten Brief, wie das Schweizer Radio (SRF) berichtet. Dabei nimmt die Sonderberichterstatterin Bezug auf zwei Bauprojekte: ein Hochhausprojekt in Basel und die Totalsanierung des Brunauparks. Hinter beiden Projekten steht die Credit Suisse, beide Male steht eine Massenkündigung im Mittelpunkt, die den Bau eines Ersatzbaus ermöglichen soll. Farha äussert im Schreiben ihre Sorge, dass im Brunaupark möglicherweise die Rechte von Mieter*innen verletzt werden. Sprich: dass internationale Standards für Menschenrechte nicht eingehalten werden – das Recht auf angemessenes Wohnen.

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Mittlerweile wurde die geplante Grossüberbauung vom kantonalen Baurekursgericht gestoppt. Laut dem Urteil wären zu viele der etwa 500 geplanten Wohnungen mit Lärm belastet. Das Gericht hat mit seinem Entscheid vom 4. September einen Rekurs der Anwohner*innen gutgeheissen. Der Mieterinnen- und Mieterverband schätzt den Entscheid als zentral ein und verspricht sich eine Signalwirkung für den ganzen Kanton Zürich.

Was das Urteil für das Projekt bedeutet, kommentiert die Bauherrschaft noch nicht. «Die Credit Suisse Pensionskasse hat den Entscheid des Rekursgerichts zur Kenntnis genommen», sagte ein Sprecher gegenüber dem «Tagesanzeiger». Man analysiere ihn derzeit und prüfe mögliche Schritte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es kann an das kantonale Verwaltungsgericht weitergezogen werden.

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Das Ende dieser Geschichte bleibt also noch ungewiss. Im Rahmen unseres Fokusmonats Wohnen hat Dominic Iseli Bewohner*innen der Siedlung sowie den Zürcher Gemeinderat und Leiter Kommunikation des Mieterinnen- und Mieterverbandes des Kantons Zürich, Walter Angst, mit seiner Kamera besucht. Sein Ziel: Herauszufinden wie es ist, in einem Quartier mit omnipräsenten Baugespannen zu leben, einem Quartier, das es in dieser Form nicht mehr lange geben soll. Die CS Pensionskasse hat unser Angebot, Teil dieses Video-Beitrags zu sein, abgelehnt.

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