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Von Seraina Manser

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17. September 2020 um 05:59

Was es mit dem toten Mammut am Bullingerplatz auf sich hat

Das Künstlerduo Boskovic-Scarth zeigt auf ihren Gemälden Zürcher Szenerien gewürzt mit Erfundenem. Vor ihrer Vernissage im «Material» erzählen sie Tsüri.ch die Geschichte hinter dem toten Mammut am Bullingerplatz und der Tiefwasser-Seetiere-Dealerin an der Militär-/Langstrasse.

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Ein riesiges Mammut liegt regungslos auf dem nebligen Bullingerplatz. Ein paar Anwohner*innen kraxeln auf dem Körper herum, schneiden Fleischstücke heraus und packen sie in Säcke ab. Das Mammut stammt aus den Pinseln von Lorenz Boskovic und Vincent Scarth. In ihrem Atelier im alten Schulhaus am Hardplatz malt das Duo Schulter an Schulter am gleichen Bild und unterhält sich dabei. Die Gemälde des 28-jährigen Vincent und des 30-jährigen Lorenz stellen Szenen aus ihrerer näheren Umgebung dar. Sie erzählen mit ihren Bildern alltägliche Geschichten, bei denen sich die beiden Gymilehrer jedoch manchmal die Freiheit nehmen, das eine oder andere dazu zu erfinden.

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Vincent und Lorenz, auch bekannt als Boscovic-Scarth. Foto: Anaïs Steiner.

Milenko Lazić, einer der Gründer des Offspace «Material», entdeckte sich auf einem Bild wieder und lud Boskovic-Scarth kurzerhand ein, eine Auswahl im «Material» auszustellen. Vincent und Lorenz, die seit 2017 zusammen malen, erzählen Tsüri.ch exklusiv die Geschichte zu drei Bildern aus ihrer Sammlung.

1. Das Mammut am Bullingerplatz

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«Mammut am Bullingerplatz», 2018

«Das tote Tier liegt ausgestorben da. Zwei Touristen fragen einen jungen Herren, der mit noch leerem Plastiksack auf dem Mammut steht, nach der nächsten Tramhaltestelle und woher das Mammut denn ursprünglich herkam. Dieser zeigt Richtung Lochergut und erzählt vom Dokumentarfilm GENESIS 2.0, in dem behauptet wird, dass man Mammuts klonen könne. Ob man dem Mann und dem Film glauben kann?

Spuren finden sich auf der grauen, städtischen Säule: RUN ZRH haben einen Sticker hinterlassen und auch die Macher*innen vom 24h-Shop. Auf einem Abreisszettel bieten Vincent und Lorenz ihre Dienste als Maler an.

Ein bärtiger Herr mit Glatze packte die Gelegenheit, sich ein Paar Batzen dazu zu verdienen und bietet auf einer Festbank ein paar grosse Mocken Mammutfleisch feil. Frau Buttacavoli schlägt da gleich zu. Aber nicht ohne zu versuchen, den Preis doch noch etwas runter zu handeln.»

2. Sandra (Militär-/Langstrasse)

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Sandra (Militär-/Langstrasse), 2019

«Modell für das Bild war Sandra Keller von der Zürcher Band Bat-Bait. An der Militär-Langstrasse verkauft sie aus ihrem Mantel leuchtende Tiefseetiere. Auf der anderen Strassenseite stehen drei Kunden, welche das Angebot angenommen und sich einen kleinen, leuchtenden Kalamari gegönnt haben. Nur wissen sie nicht genau, was sie nun damit machen sollen. Hinter ihnen häufen sich die Wassermelonen des 24h-Stunden Shops, ganz zur Freude der Anwohner*innen, die in den Sommermonaten gerne mal eine solche Angurie verzehren. Das Bandshirt von Sandra zeigt das Plattencover einer japanischen Band, welche eine antike traditionelle Volksmusik wieder aufleben lässt. Das Spezielle daran ist, dass die Saiten für ihre Zupfinstrumente an ihnen selbst wachsen: So müssen dafür ihre langen Haare in aufwendigem Verfahren mit natürlichen Mitteln ständig gepflegt werden, um schliesslich auf die Instrumente gespannt zu werden.»

3. Erismannhof und Milenko

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«Erismannhof», 2019

«Das Grillfest draussen im Innenhof war schon fast vorbei, als Roland und Skor sahen, dass vor dem Fenster ein Nieselregen aus winzigrosa Blütenblättern fiel. Er fiel die ganze Nacht auf den Erismannhof in einem stillschweigenden Unwetter, verdeckte die Autos, versperrte Türen und erstickte einige Katzen, die im Freien schliefen. So viele Blüten fielen vom Himmel, dass man sie mit Rechen und Schaufeln wegräumen musste, damit der Verkehr wieder durchfahren konnte.
Auf dem Rückweg von einem Treffen für eine Ausstellung in Steckborn (TG), bemerkten wir beim Vorbeigehen, die überwältigende Menge an rosaroten Blüten, die im Erismannhof in der Luft tanzten. Es war ein warmer Frühlingstag, der ab und zu heftige Windböen produzierte. In regelmässigen Abständen wirbelte es die Blüten in so grosser Anzahl durcheinander, dass man für kurze Zeit nicht einmal mehr die eigenen Füsse sah. Die Blüten hüllten alles ein. Der ganze Boden war bedeckt von Teppichen aus kleinen Blütenblättern. Wir setzten uns auf eine Bank, um dem Spektakel etwas zu zusehen, wurden dann aber von einer Grillparty ein paar Hausnummern weiter abgelenkt. Mitten im Blütenregen machte sich eine Gruppe von jungen Männern bereit für die erste Grillade des Jahres; so schien es zumindest.»

Ausstellung im Material
Die Ausstellung ist vom 18. bis am 26. September 2020 im Material an der Klingenstrasse 23 in 8005 zu sehen. Mehr Infos und Bilder von Boskovic-Scarth gibt es auf dieser Webseite . Boskovic-Scarth sind auch regelmässig mit ihrem Stickermarkt anzutreffen, so z.B. jeweils am Openair Wipkingen.
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«Milenko», 2019

«Milenko Lazić auf dem Bild ist nicht zufrieden. Es könnte daran liegen, dass sein Spiessli, noch nicht ganz gar ist. Das Cipollata ist noch zu weiss, die Peperoni zu hart und trotzdem schon angekohlt. Der echte Milenko Lazić war aber zufrieden, als er das Bild von sich auf Instagram entdeckte. An das Geburtstagsfest im Blütenregen im Erismannhof kann er sich noch gut erinnern.»

Transparenz: Die Interviewerin und die Künstler kennen sich auch privat.

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