Fünf Gründe, wieso das prüde Zürich jetzt sofort an die «Badenfahrt» soll - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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18. August 2017 um 08:27

Fünf Gründe, wieso das prüde Zürich jetzt sofort an die «Badenfahrt» soll

Gehörst du zu den Zürcher*innen, die die Streetparade das Schlimmste im ganzen Jahr finden? «Mümüüü! Das ist reiner Kommerz und voll Trash.» Es geht auch anders! In Baden findet gerade das coolste Stadtfest der Schweiz statt. Du bist nicht überzeugt? Hier sind fünf Gründe, wieso du dein verwöhntes Füdli endlich mal über die Stadtgrenze schwingen solltest.

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1. Die Badenfahrt macht alles anders als Zürich

Kann gut sein, dass du noch nie was von der Badenfahrt gehört hast – vor allem in Zürich nicht. Bewusst wurde hier keine Werbung für das zehntägige Fest gemacht, da sowieso schon mit einer Million Gästen gerechnet wird. Ein Grund für den Ansturm ist das spezielle Konzept der Badenfahrt. Hier wird kein Gewinn angestrebt, sondern ein vielfältiges Spektakel. Bevölkerung und Vereine arbeiten freiwillig mit, um ein einzigartiges Fest auf die Beine zu stellen. Bars dürfen nur von Vereinen bewirtschaftet werden. 90 sogenannte «Festbeizen» übertrumpfen sich gegenseitig mit kreativer Architektur und ausgefallenen Konzepten. Wochenlang haben die Vereine für ihre Beizen gesägt, gehämmert und gemalt. Auf dem ganzen Festgelände finden sich ausgefallene Beizen wie beispielsweise das «StrohWerk», das nur aus Stroh besteht, oder das «LeKarton», das aus Karton gebaut worden ist. Sogar der Zürcher Kulturverein «Blaublau» macht mit und hat extra für die Badenfahrt einen eigenen Tempel gebaut!

Neben den Festbeizen gibt es natürlich genauso ausgefallene Kulinarische Abenteuer und ein sattes alternatives Kulturprogramm. Die Badener*innen werden bei der ganzen Mühe aber nicht reich davon. Meist reichen die Einnahmen knapp, um die Ausgaben zu decken. Hier wird ein Fest eben nicht mit einem Portmonnaie gemacht, sondern mit dem Herzen.

2. Badener*innen sind eine supernice, riesige Gang

Die kleine Schweiz hat einen starken Kantönligeist. Zürcher*innen seien arrogant, Berner*innen langsam und Glarner*innen seltsam. Von Baden hört man aber nur Gutes. Baden – die kleine Stadt zwischen Aargau und Zürich – ist ein Quell* von Frohsinn. Die Badener*innen sind gelassen, kreativ, unkompliziert und sehr sehr eigen. Von Aussen wirken sie wie eine eingeschworene Gemeinschaft («Foif-vier! Foif-vier! Foif-vier!»), die ihrer Stadt treu ergeben sind. Hast du in deinem Freundeskreis auch jemanden aus Baden? Ist das nicht die niceste Person ever? Doch! Vom ach-so-coolen Zürich lassen sie sich nicht beeindrucken – und das tut uns Zürcher*innen sehr gut. Sie bringen uns wieder auf den Boden und zeigen uns, dass man auch ohne oberflächlichen Hipsterkram Spass haben kann. PS: Du kannst sie auch nicht damit ärgern, dass sie eigentlich zum Aargau gehören. Solche Grenzlinien sind den Badener*innen egal, sie sehen sich eh als eigenen Kanton.

*Insert Heisse-Quellen-Joke here.

3. Die Badenfahrt ist das Wichtigste für Badener*innen und sie drehen durch!

Die Badenfahrt ist für Badener*innen der Mittelpunkt des Universums. Sie findet nur alle zehn Jahre statt und jedes Mal bilden sich neue Legenden. Lehrer*innen betrinken sich mit ihren Schüler*innen und brechen in Badis ein, ganze Firmenabteilungen sollen während des zehntägigen Festes Betriebsferien haben und Auslands-Badener*innen sollen von der ganzen Welt wieder zurück in ihre Heimat angereist kommen. Ein Jahrzehnt muss Baden auf sein Fest warten. Wenns dann aber soweit ist, lässt es die Korken so richtig knallen! Kannst du es dir wirklich leisten, das zu verpassen? Übrigens ist es egal, an welchem Tag du gehst. Fragst du jemanden aus Baden, wann denn das Highlight der Badenfahrt ist, heisst die Antwort: «Jeder Tag ist das Highlight!»

4. Schon unsere Vorfahren flüchteten nach Baden, um die Sau rauszulassen

Bereits zu Römerzeiten galt Baden als Kurort. Damals «Aquae Helveticae» genannt, war Baden das Reiseziel vieler nobler Römer*innen, die Erholung in den heissen Quellen suchten.

Etwas später zog es auch die Zürcher*innen zu den Nachbarn. Nachdem der Reformator Zwingli alle katholischen Unsitten aus Zürich vertrieben hatte, machte er auch dem Spass den Garaus. Mit Kutschen und später der Lokomotive fuhren unmoralische Zürcher*innen nach Baden, um dort mal wieder richtig Party machen zu können. Saufen, rumvögeln und was weiss der Teufel, was die Zürcher*innen alles so in Baden trieben! Mit der Spanischen-Brötli-Bahn kehrten die Zürcher*innen in den frühen Morgenstunden zurück in ihre prüde Heimat und streiften sich das strenge Korsett der Sitte wieder an.

Wenn unsere Ahnen also schon wussten, wo man richtig gut die Sau rauslassen kann, dann können wir das heute erst recht! Auf nach Baden!

5. Zürich kann so anstrengend sein...

Jajaaaa Zürich ist die coolste Stadt der Schweiz, aber sie kann auch sehr ätzen. Neben den kommerzialisierten Superevents wie die Streetparade winken vom Stadtrand auch alternativ wirkende Veranstaltungen wie das Street Food Festival die kein Deut besser sind. Zürich verliert immer mehr seinen Biss. Der Langstrasse – Brennpunkt kultureller Vielfalt – wird langsam aber stetig ein hübsches Gewand aufgezwungen (Stichwort: Europaallee). Orte an denen Freiraum und Kreativität erwünscht sind, werden zu Feinden ernannt (Stichwort: Koch Areal). Natürlich gibt es Hoffnungsschimmer wie den Park Platz, trotzdem bleiben diese in der Minderzahl. Aus diesem Grund lohnt sich ein Abstecher in eine Stadt, wo nicht der Kommerz, sondern das Herz herrscht.

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