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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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16. Januar 2018 um 13:00

8 Beispiele, wie «20 Minuten» gegen die SRG hetzt. #NoBillag

Unter dem Deckmantel des neutralen Journalismus macht die grösste Zeitung der Schweiz Stimmung für die «No Billag»-Initiative und damit gegen die SRG. Eine Medienkritik.

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«20 Minuten», die grösste Zeitung der Schweiz, arbeitet auf ein JA zur «No Billag»-Initiative hin. Das Blatt ist quasi die Speerspitze des Verlagshauses Tamedia, das von einer Annahme der Initiative profitieren würde. Diese will die staatliche Finanzierung des Schweizer Radios und Fernsehen in der Verfassung verbieten, wodurch die SRG in der heutigen Form nicht mehr existieren könnte. Sämtliche privaten regionalen Radio- und Fernsehstationen, die auch von den heutigen Billag-Gebühren profitieren, stehen ebenfalls vor dem Aus.

Dass «20 Minuten» Stimmung für die Initiative macht, ist kein Zufall. Der grösste Profiteur bei der Annahme der Initiative wäre das Verlagshaus Tamedia, dessen aktuelle Cashcow «20 Minuten» ist. Wie der SonntagsBlick unter dem Titel «Die Mission des Pietro Supino» richtig schreibt, haben die Tamedia und deren Verwaltungsratspräsident Supino ein direktes wirtschaftliches Interesse, dass die «No Billag»-Initiative vom Volk angenommen wird. Nämlich darum, weil der Verlag vor wenigen Wochen die «Goldbach Group AG» gekauft hat, welche die (Schweizer) Werbeplätze in den privaten TV-Sendern wie RTL, ProSieben und Sat. 1 verkauft. Kommt die Initiative durch, verdienen sich Tamedia und ihr Pietro Supino dank dem Monopol in der Werbevermarktung eine goldene Nase.

Der Vorwurf, die Tamedia-Zeitung «20 Minuten» würde wegen dem direkten wirtschaftlichen Interesse befangen über diese Abstimmung berichten, weist Unternehmenssprecher Christoph Zimmer gegenüber Tsüri.ch zurück: «Unsere Redaktionen berichten unabhängig und, wie eine Analyse des FÖG der Universität Zürich zeigt, neutral bis sehr kritisch über die No-Billag-Initiative.»

Tatsächlich attestiert die genannte Studie der Pendlerzeitung eine neutrale Berichterstattung. Doch die Studie besagt auch: «Auffallend ist die hohe Beachtung bei 20 Minuten». Und genau dies ist eben das Erfolgsrezept der «20 Minuten»: Ein Thema gross machen, heftig und einseitig titeln, polarisierende Positionen aufeinanderprallen lassen; auf eine Einordnung wird in der mächtigsten Zeitung der Schweiz komplett verzichtet. Wie dieses «System 20 Minuten» genauer funktioniert, wie unter dem Deckmantel des neutralen Journalismus Politik gemacht wird, habe ich in dieser Recherche analysiert.

Die folgenden Screenshots zeigen, wie die reichweitenstärkste Zeitung der Schweiz auf das von ihr gewünschte Resultat zur «No Billag»-Initiative hinarbeitet.

1. Angst vor dem Zwang schüren.

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Diese Schlagzeile macht Angst. Niemand will Kinder-Knechte. Genau das ist wohl das Ziel der Blattmacher*innen von «20 Minuten». Bei einem solchen Titel kann der Artikel noch so ausgewogen sein; das Framing ist eindeutig.

2. Misstrauen säen

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Diese Aussage stützt sich auf einen Zwischenbericht der Universität Zürich, welcher bis Mitte Dezember nur acht (sic!) Berichte des SRF untersuchen konnte und zum Schluss kam: «SRF und RTS berichten im Vergleich zu anderen Titeln relativ wenig; die negative Tonalität ergibt sich aus der Präsenz von Kontra-Akteuren.» Für eine solch deutliche Diffamierung in der Schlagzeile fehlt jegliche Grundlage: Acht Berichte sind zu wenig, um eine differenzierte Aussage zu machen, und der Abstimmungskampf hatte während dem Untersuchungszeitraum noch mehr als zweieinhalb Monate vor sich.

3. Folgen verharmlosen

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Wenn es einen Plan B gäbe, wäre die Annahme der Initiative nicht so schlimm. Diese Schlagzeile will Protestwähler*innen in ihrer Überzeugung bestärken: Der SRG soll eins ausgewischt werden, sie soll aber nicht ganz untergehen. Gemäss Co-Präsidentin der Operation Libero ist dies die «Schönrederei des Jahres». Denn: Kommt die Initiative durch, gibt es die SRG in der heutigen Form nicht mehr.

4. Folgen verharmlosen II

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Das ist eine der absurdesten Aussagen der Befürworter*innen: die Initiative würde nicht umgesetzt, die SRG könne weiterleben. Das schürt falsche Hoffnungen: Der Initiativtext ist derart deutlich, dass das Parlament keine Möglichkeit hätte, in Zukunft Radio und/oder Fernsehen finanziell zu unterstützen.

5. Staatliche Institutionen angreifen

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Ebenfalls ein Klassiker unter libertären Radikalen: Alles Staatliche muss in den Dreck gezogen werden. Der Zorn auf die Institutionen trifft pauschal alles, in diesem Falle wohl die SRG. Und: Wenn die Initiative nicht umgesetzt würde, könnte die Abstimmung ja auch dazu genutzt werden, der SRG einen Denkzettel zu verpassen. Mit diesem Feuer spielen die Befürworter*innen und einige Medien, und führen damit ihr Publikum gezielt in die Irre.

6. Märchen der einseitigen SRG zementieren

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Staatlich finanzierte Medien müssen ausgewogen berichten, das stellt wohl niemand in Frage. Wenn das nicht der Fall ist, dann knallts. Hier wird der SRG genau dies unterstellt. Die Frage im Titel des Artikels zielt in eine klare Richtung, eine Antwort gibt es im Text aber keine. Verantwortungslos.

7. Studie kreativ interpretieren, um das Bild der linken SRF-Journalist*innen zu pushen

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Die Studie des Wissenschaftlers Vinzenz Wyss wurde von der Pendlerzeitung ganz bewusst verzerrt und einseitig interpretiert. Fakt ist aber: Die meisten Journalist*innen verorten sich links der Mitte. Das ist überall so. In fast allen Redaktionen der unterschiedlichsten Verlagen. Die SRF-Leute liegen in der Norm; hier gehts zum Interview mit dem Autor der Studie.

8. Den SRG-Bossen wird nicht zugetraut, mit den «Zwangsgebühren» verantwortungsbewusst umzugehen.

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Wer über eine Milliarde Schweizer Franken von den Schweizer*innen kriegt, soll damit auch seriös umgehen; einverstanden. Kein Wunder, dass eine Umfrage des Tamedia-Revolverblatts, das seit Jahren gegen die SRG mobil macht, zu diesem Schluss kommt.

«20 Minuten» ist die lauteste Zeitung der Schweiz. Mit ihrer gedruckten Ausgabe erreicht die Pendlerzeitung täglich zwei Millionen Schweizerinnen und Schweizer, online kommen mehr als drei Millionen User monatlich dazu.

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