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21. August 2017 um 01:00

5 Gründe, warum dein nächster Porno ein feministischer sein sollte

Ja, auch ich als Feministin schaue Pornos. Aber eben nicht irgendwelche.

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Als Feministin werde ich immer wieder gefragt, wie ich denn zum Thema Pornos stehe. Eine nicht ganz einfache Diskussion. Einerseits ist mein Feminismus ein sex-positiver: Ich verteufle Pornos nicht per se und schaue sie selber auch ab und zu (ich kann zum Beispiel die Filme von Erika Lust sehr empfehlen). Problematisch finde ich aber den Mainstream-Porno: Die extrem herabwertenden Darstellungen der Frauen im allgemeinen und deren Auswirkungen im Speziellen. Damit will ich nicht sagen, dass nicht auch Frauen von solchen Fantasien und Filmen erregt werden können – im Gegenteil, das glaube ich sogar gern. Frauen können genauso visuell begehren wie Männer. Es ist aber ein Unterschied, ob sich eine Frau freiwillig unterwerfen will, weil sie es geil findet und sich etwa von ihrem Partner oder ihrer Partnerin im Bett den Hintern versohlen lässt oder sich in eine respektvolle BDSM-Beziehung begibt. Oder ob wir – also auch Männer – durch Pornos so konditioniert werden, dass wir es okay finden, dass Frauen ins Gesicht gespuckt wird, während an ihr sexuelle Praktiken durchgeführt werden, die sie nicht will – egal, ob das in dem Moment gespielt ist, oder nicht.

Eine neue Studie der University of Nebraska zeigt ausserdem: Je früher Jungs sich solche Pornos anschauen, umso eher tendieren sie dazu, später im Leben sexistische Einstellungen gegenüber Frauen zu entwickeln. Wieviel von unserem Begehren ist also antrainiert und wieviel davon ist echte Lust? Ich selbst wusste lange Zeit nicht einmal, dass es noch andere Pornos, abseits vom Rammelhasen-Sex auf Youporn und Konsorten. Und damit meine ich nicht, dass ich eine Story brauche, um einen Porno geil zu finden – im Gegenteil, ich selber überspule diesen Teil des Films meistens grosszügig. Feministische Pornos werden, im Gegensatz zum Mainstream, (noch) zum Grossteil von Frauen geschrieben und gedreht – und ich finde, das merkt man. Zu empfehlen sind die Filme von Erika Lust oder Petra Joy, des weiteren hilft der Feminist Porn Guide. Wie ihr an die Filme kommt, erkläre ich hier nicht – muss ich auch nicht, ihr seid schliesslich Millenials.

Es gibt viele Gründe, die für feministischen Porno sprechen. Ich stelle euch fünf davon vor.

1. Gegenseitiges Einverständnis

Ich mag feministische Pornos, weil ich dabei Menschen sehe, die gern Sex miteinander haben. Für die das, was geschieht, in Ordnung ist. Auch bei Unterdrückungsfantasien, by the way. Ich will nicht dabei zuschauen, wie jemand wirklich missbraucht wird.

2. Körpervielvalt

Machen wir uns nichts vor: Die Körper der Darsteller*innen in Mainstream-Pornos sehen alle irgendwie gleich aus. Ich möchte auch in Pornos Körper sehen, die meinem eher entsprechen – oder auch nicht, ganz wie ich gerade in Stimmung bin. Aber ich möchte mehr sehen als nur eine Form davon. Die Message ans Unterbewusstsein lautet dabei nämlich: Du musst dir nicht die Lippen aufspritzen und die Brüste vergrössern, damit du attraktiv bist. Du kannst, und das ist auch okay, aber du musst nicht.

3. Echtheits-Faktor

Mainstream-Pornos laufen eigentlich immer ungefähr gleich ab: Blowjob, Blowjob in Nahaufnahme, vielleicht ein bisschen Lecken oder Fingern, Penetration, nochmal bitz Blowjob und dann Sperma überall. Die Frau findet das alles supergut und stöhnt schon beim ersten Hautkontakt. Natürlich: Pornos haben selten einen Realitätsanspruch. Aber ein kleines bisschen Echtheit möchte ich auch bei Sexfilmchen. Im Gegensatz zum Mainstream-Porno machen Menschen in feministischen Pornos auch mal Pausen während dem Sex, sie lachen währenddessen oder sprechen darüber, wenn eine Stellung nicht funktioniert. Das inspiriert und zeigt, dass das im Bett in Ordnung ist. Ich bin überzeugt: Würden wir alle mehr feministische Pornos schauen, hätte zumindest meine Generation vor langweiligen Bunny-Sex gerettet werden können – im Gegensatz zu den Generationen vor uns ist meine nämlich die erste, die durchs Internet sexualisiert wurde. Nichts gegen Hasen, natürlich.

4. Diversität

Feministische Pornos zeigen Menschen, die nicht der westlichen gesellschaftlichen Norm entsprechen. Etwa Menschen mit Behinderungen, people of color oder Transmenschen. Anders als im Mainstream, wo sie fetischisiert werden, sind diese Menschen im feministischen Porno aber genau das: Menschen, die Sex haben. Und da es auf der Welt weiss Gott nicht immer nur um mich als weisse, heterosexuelle Cis-Frau geht und sich so viele Menschen wie möglich eingeschlossen fühlen sollen, braucht es auch im Porno genau diese Art von Diversität.

5. Lernfaktor

Klar, auch feministische Pornos sind in erster Linie dazu da, sich aufzugeilen, ob alleine oder zusammen mit jemand anderem im Bett. Für mich sind aber feministische Pornos vor allem deshalb besser als Mainstream-Filme, weil sie die Intimität der Beteiligten in den Fokus stellen. Sie zeigen Sex auf eine andere Art und Weise und haben so eine Art aufklärende Wirkung – und inspirieren ganz nebenbei zum Nachmachen und Entdecken der eigenen und gemeinsamen Sexualität.

Titelbild: CC/Flickr/Gaelx

Dieser Text ist Teil der feministischen Sexkolumne auf Tsüri.ch. Im Juli und August wechseln sich die Autorinnen Maaike Kellenberger und Miriam Suter in je fünf Folgen mit ihren Ausführungen zu den Themen Sexualität, Feminismus und allem, was dazu gehört, ab.

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