Dieser kurze Clip erklärt Zürich – Oder: Der Stock im A**** der Stadtverwaltung ist ein Besenstiel - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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25. Mai 2016 um 15:05

Dieser kurze Clip erklärt Zürich – Oder: Der Stock im A**** der Stadtverwaltung ist ein Besenstiel



Wer Baumscheiben meidet muss höchst selten damit rechnen, in Zürich in einen Hundehaufen zu treten. Das schätze ich ausserordentlich. Und ich verstehe es auch, wenn jemand derart fixiert das Wohl der Bevölkerung mit Sauberkeit und Ordnung in Verbindung bringt, aus den Augen verliert, was eine Stadt auch noch Lebenswert machen könnte (Buntes, Temporäres, Improvisiertes, etc.).

Umso mehr bemühe ich mich, hier etwas Gegensteuer zu geben; zumindest rhetorisch. Dabei orientiere ich mich an Vorzeige-Projekten, wie beispielsweise die Neugestaltung der Fritschiwiese, aber auch an Details; wie dieser Facebook-Post von mir verdeutlicht:



Auch auf Facebook begegnete mir letzthin eine ganz grosse Kiste, die die Stadt Zürich auf die Beine stellte: Einen Weltrekord-Versuch!

Die Ankündigung klang noch einigermassen vielversprechend, der Facebook-Post der Stadt im Wortlaut:
Knackt mit uns den Weltrekord: Mit 1850 Badetüchern kreieren wir am Freitag, 20. Mai, ab 17 Uhr das weltgrösste Badetuch-Mosaik – und jeder kann dabei sein: www.stadt-zuerich.ch/weltrekord
Aber bereits in den Kommentaren wurden die Erwartungen gedämpft. Auf die Frage einer Userin, ob man das eigene Tüchlein mitbringen dürfe, antwortete die Stadt:

«Liebe A.S., es ist nicht nötig, ein eigenes Badetuch mitzubringen. Für den Weltrekord-Versuch sind über 1800 blau-weisse Badetücher mit fünf verschiedenen Sujets im Einsatz (im Bild). Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!»

baden


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Alles klar! Die Badetücher sollen also nicht die effektive Vielfalt der Stadt und deren Bewohnerinnen und Bewohner repräsentieren, sondern, wie grob geschnitzt und normiert die Stadtverwaltung sie wahrnimmt.

Das ist jedoch noch lange nicht das Ende des Besenstiels. Dieses tritt erst mit dem so genannten «Making-of-Video» zu Tage, das die Stadt Zürich vor kurzem auf ihrer Facebook-Seite teilte:



Entstanden ist dabei ein Clip, der als Zeitzeuge das Selbstverständnis der Stadt Zürich in zwei Minuten auf den Punkt bringt (das muss man auch erst können und ist wohl nur unbewusst derart zielführend umzusetzen;).

Meine Beobachtung in einer kurzen, unvollständige Aufzählung:

1. Durchgehend sehen wir ganz viele Menschen in Leuchtwesten: SICHERHEIT!!!!1!!11!

2. Alles wird millimetergenau ausgemessen und markiert: Wie die Stuhlreihen in den Strassen-Cafés.

3. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind kaum wahrnehmbare Statisten und führen detailgetreu aus, was der grossen Idee dient: Das spricht für sich, nicht? Oder muss ich nun wirklich auch noch die Choreografien verlinken, die die Nordkoreaner zu Ehren ihres Diktators aufführen müssen? Echt jetzt?! Na gut, du hast es so gewollt:

https://www.youtube.com/watch?v=1Fh8lMTulkg

4. Und dann DIESE Message?! Der ganze Aufwand für diese eine Nachricht?! Müll gehört in Abfallkübel?! Wow! – Was übrigens nie kommuniziert wird: Die Statistik soll zeigen, dass die Abfallmenge im öffentlichen Raum der Stadt Zürich in den letzten zehn Jahren nicht gestiegen sei!

5. Das macht also die Stadt Zürich aus dem Symbol «Badetuch» – einem Objekt, das eigentlich sinnbildlich für flauschige Buntheit, fürs entspannte Sonnenbaden, für einen farbigen Flickenteppich in übervollen Badeanstalten, für unzwinglianisch viel Haut und manchmal gar für frivoles Flirten steht!

Aber vielleicht lassen wir den Besenstiel besser dort stecken, wo er ist 💩

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