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13. Februar 2015 um 18:12

Doppelt genäht hält besser

Kunst in Tsüri

Die beiden Kuratoren Adriana Dominguez Velasco und Mateo Chacon-Pino haben sich in der Galerie ‚Peter Kilchmann’ intensiv mit Wissenschaft und Ästhetik befasst – und so eine künstlerische Dualität ergründet, die bis weit ins Alltägliche reicht.

«Fühlst Du nicht an meinen Liedern, dass ich eins und doppelt bin?» – Dieser Ausspruch, geschrieben von einem der grössten Meister der deutschen Sprache, Goethe, ist der lange Titel der Ausstellung, die die beiden Kunst-Studenten Adriana Velasco und Mateo Chacon momentan kuratieren. Obwohl es auch durchaus prätentiös wirken könnte, die eigene Ausstellung mit solchen Worten zu betiteln, macht das Zitat durchaus Sinn: Velasco und Chacon haben insgesamt sechs Werke gesammelt, die sowohl wissenschaftlichen wie auch ästhetischen Anspruch besitzen. «Wenn Du dieses Kunstwerk anschaust», meint Chacon zu mir und zeigt auf einen ausgestopften Fuchs, der um eine Magnum-Weinflasche streift, «ist das Kunst oder bloss ein ausgestopftes Tier?» Velasco ergänzt, dass dieser Fuchs ja durchaus auch in einem Naturkundemuseum stehen könnte und fasst zusammen, dass erst das Zusammenspiel mit der Flasche das «Obejekt» als Ganzes zu einem Kunstwerk mache – das schliesslich auch eine wissenschaftliche Komponente beinhalte. Dasselbe gilt für die weiteren Stücke, so auch die Collage der Engländerin Melanie Smith, die den Ausstellungsflyer ziert. Hierbei handelt es sich um eine Collage, in der die Künstlerin eine wissenschaftliche Zeichnung von Sittichen mit geometrischen Formen verbunden hat. Die Herangehensweise der beiden Kuratoren und auch ihre Auswahl werden hier besonders sichtbar: Eine wissenschaftliche Arbeit kann durchaus unabsichtlich «schön» sein, während die Ästhetik eines Objekts für die Kunst unentbehrlich ist. «Auch der Kunstbegriff ist nicht eindeutig einzukreisen», geben die beiden zu Protokoll; so ist beispielsweise auch eine Soundinstallation des Amerikaners John Duncan Teil der Ausstellung.

«Fühlst Du nicht an meinen Liedern, dass ich eins und doppelt bin?» ist eine Ausstellung, die ohne weiterführende Erklärungen vielleicht schwer zu fassen ist, trotzdem aber ein perfektes Beispiel für durchdachte Szenografie und Kuration, wie es sie gerne noch öfter geben sollte. «Fühlst Du nicht an meinen Liedern, dass ich eins und doppelt bin» wird noch bis zum 28. Februar 2015 in der Galerie Peter Kilchmann an der Zahnradstrasse 21 ausgestellt. Mit Werken von: John Duncan, Maria Garcia Ibanez, Michael Najjar, Pascal Schwaighofer, Melanie Smith, Javier Tellez.

Titelbild: Floor: Javier Téllez, Histoires de la Folie, 2012, Taxidermic fox, bottle with label, 60x160x120cm Wall: Melanie Smith, (from left to right) Collage 2; Collage 1; Collage 4, 2014,collage on paper, 43x28cm (each), framed

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