Das war das Szeni-Starterpack 2022: Joggingschuhe - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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29. Dezember 2022 um 06:00

Der Siegeszug der Joggingschuhe

Nachdem uns Covid einige Monate unseres Lebens geraubt hatte, konnte das Jahr 2022 so einige Trends aus dem Hut zaubern. Aufgefallen sind Simon Jacoby vor allem die Joggingschuhe an nicht joggenden Füssen. Als er jung war, war das noch anders.

Damit warst du im Jahr 2022 cool. (Foto: Collage Tsüri.ch)

Es gibt viele Dinge, die zweckentfremdet wurden: Zeitungen als Material zum Anfeuern, Hustensaft zum Fliegen, Turnhosen zum Chillen, ein Erdöl-Lobbyist als Umweltminister. Perfekt einreihen tun sich Joggingschuhe. Du weisst schon, diese gefederten grauen Stücke von Marken wie Salomon oder Asics. Schön sind sie nicht, aber spätestens seit diesem Jahr ziemlich hip.

Ich selber habe meine Garderobe seit circa fünfzehn Jahren fast nicht mehr verändert. Am wohlsten ist es mir in Jeans, einem einfarbigen Sweatshirt und Sneakers. Im Sommer bin ich unterdessen bereits wieder von den Birkenstocks weggekommen. Diese tragen ja unterdessen alle.

«Simple Nähereien aus Plastik in verschiedenen Grautönen lassen Raum für die wirklich wichtigen Fragen im Leben.»

Simon Jacoby

Vor zehn Jahren war die Welt noch eine andere. Damals besuchte ich für zwei Semester die «Kunsti» und war damit am Puls der modischen Entgleisungen. Die 30- bis 40-Jährigen unter euch können sich vielleicht noch erinnern. Angesagt waren Atelier-Partys, Reisen nach Südamerika, Weisswein an Vernissagen, alte Rennvelos (oder: Fixies), Indierock, verwuschelte Frisuren und der Man-Bun war gerade am Aufkommen. Einiges davon ist verschwunden, anderes geblieben. Von «Szenis» und «Hipstern» war die Rede. Alle wollten individuell gestylt sein, machten dabei aber alle das Gleiche. 

Joggingschuhe gab es damals nur auf dem Vitaparcours zu sehen.

Auf dem Vitaparcours war ich schon lange nicht mehr, ist aber auch nicht nötig. Kürzlich im Tsüri-Büro: Sämtliche unter 30-Jährigen trugen Joggingschuhe. Bei den älteren nur jene mit leichtem Peter Pan-Syndrom. Ein Blick in die Zentralwäscherei oder die ZHDK bestätigt das gleiche Bild: Joggingschuhe haben einen beispiellosen Siegeszug hingelegt. 

Irgendwie mag ich diesen Trend: Er vermittelt das Credo Einfachheit vor Schönheit. Die pure Lust am bequemen Gehen, das maximale Umsorgen der Füsse geht über das Statement von Farbe, Muster oder handverarbeiteter Qualität. Simple Nähereien aus Plastik – für nur rund 150 Franken – in verschiedenen Grautönen lassen Raum für die wirklich wichtigen Fragen im Leben: Warum zum Teufel zeigt mir der TikTok-Algorithmus schon wieder den Lifehack, wie man mehr Gepäck in den Koffer bringt? 

Es gibt Dinge, die zweckentfremdet keinen Sinn haben – zum Beispiel ein Erdöl-Lobbyist als Umweltminister. Andere hingegen, Joggingschuhe als modischer Hype, sind gar nicht so schlimm. Und: Wenn der Trend vorbei ist, haben alle einen Grund, mit dem Laufen anzufangen. Für mich selbst wird dann alles beim Alten bleiben. Den Sneakers bleibe ich treu, bis die Zeit für orthopädische Schuhe reif ist.

Das Szeni-Starterpack 2022

Trends kommen und gehen. So kamen auch im Jahr 2022 so einige modische und gesellschaftliche Neuheiten dazu, andere wurden wiederbelebt. In unserem Rückblick schauen wir auf ein Jahr voller fetzigen Frisuren, lässigen Tretern und neuen Hobbys zurück, die unsere Bubble in den letzten 12 Monaten bewegt haben. Zusammen kam ein Starterpack, mit dem du in Zürich alles warst, aber bestimmt nicht auffällig.

1. «Vorne Business, hinten Party» – der Vokuhila ist die beste Frisur aller Zeiten

2. App «BeReal»: Von wegen authentisch

3. Balaclavas – die politische Häkelware

4. Der Siegeszug der Joggingschuhe

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