8 Perspektiven zu Bildung – das war die Pitch-Night - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Lara Blatter

Co-Geschäftsleitung & Redaktorin

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8. Februar 2020 um 08:00

Aktualisiert 27.01.2022

8 Perspektiven zu Bildung – das war die Pitch-Night

Acht Menschen, acht verschiedene Blickwinkel zum Thema Bildung. Je sieben Minuten bekamen die Redner*innen im Scheinwerferlicht des Kosmos. Eine Zusammenfassung der Pitch-Night zum Thema Bildung am 6. Februar im Kosmos.

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Video & Fotos: Elio Donauer

1. Change (y)our tomorrow

Anaïs Sägesser – Stride UnSchool

Den Start der Vortragsreihe macht die Co-Gründerin der Stride UnSchool Anaïs Sägesser. «Change (y)our tomorrow» ist das Motto der Schule. Es sei Zeit für eine gesellschaftliche Transformation, so Sägesser. Und diese könne nur entstehen, wenn wir gemeinsam die Welt neu gestalten und mit uns selber vermehrt in Verbindung treten. Das Wichtigste bei Lernprozessen seien spannende Fragen. «Man muss nicht immer alles gleich beantworten, den Fragen muss man Raum lassen – lebt in die Antwort rein!», sagt Sägesser.

Sägesser fordert das Publikum auf, die Augen zu schliessen. Ein kleines Experiment wurde durchgeführt: Mit geschlossenen Augen sollte man sich sein Lieblingslied in Erinnerung rufen und sich vorstellen, sich dazu zu bewegen. «Lasst euch einfach mal treiben und zwar zielfrei», so ihre Anleitung. Denn genau darum gehe es der Stride UnSchool. Beim Lernen an der Unschule steht nämlich viel mehr der Prozess im Vordergrund und nicht das eigentliche Ziel.

Und nein, es ist niemand blind durch den Saal getanzt.

Hier geht's zum Pitch von Anaïs Sägesser.

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Anaïs Sägesser

2. Zwei Strafstunden für Gleichgültigkeit

Christoph Wittmer – Rektor Lyceum Alpinum Zuoz

Der ehemalige Rektor des Gymnasiums Enge wechselte vor zwei Jahren zum Lyceum Alpinum in Zuoz. Von der Enge ab ins Engadin - das sei ein bisschen wie vom FCB ab in die Südkurve, scherzt Wittmer. Obwohl er Rektor einer Privatschule ist, sieht er sich als grosser Verfechter der öffentlichen Bildung. Aber eben auch Privatschulen hätten ihre Berechtigung, solange in der Bildung ausprobiert und geteilt werde.

Das Publikum nahm er mit auf einen kleinen historischen Exkurs: Früher fand das Lernen draussen statt, heute befindet man sich immer in einer Schule. «Man sollte aufhören das Denken einzusperren!», so Wittmer. Eine alte Schülerkarte mit einer darauf notierten zweistündigen Strafe für «Gleichgültigkeit» findet er sehr passend für die momentane Situation. «Das ist heute noch zukunftsweisend», sagte Wittmer. Es sei doch eine Dystopie, wenn seit 20 Jahren immer noch alles gleich ist. Denn seine Vision der Schule von Morgen ist um einiges lebendiger als die heutige Realität. Lernen und lehren wünschte er sich als Labor, etwas Gemeinschaftliches, das von lebendigen Diskussionen lebt.

Hier geht's zum Pitch von Christoph Wittmer.

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Christoph Wittmer

3. Kompetenzen sind wichtig

Judith Hollenweger – Bildungsforscherin PH Zürich

Bildungsforscherin Judith Hollenweger beginnt ihren Pitch mit den Worten: «Bitte, setzt Lernen nicht mit Leistung gleich!» Aber genau das sei eben leider die Realität. Die Frage von Schüler*innen «Warum müssen wir das machen?» sei vielleicht die nervigste, aber auch die allerbeste Frage für Lehrpersonen.

Auch mit schlechten Leistungen, kann man hochkompetent sein. Kompetenz erreicht man laut Hollenweger dann, wenn man Leistung sinnvoll zu kombinieren wisse.

Hier geht's zum Pitch von Judith Hollenweger.

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Judith Hollenweger

4. Für ein flexibleres Schulsystem

Maximilian Janisch – Hochbegabter Jugendlicher

Maximilian Janisch ist mit ziemlicher Sicherheit die jüngste und intelligenteste Person im Raum. «Ja, ich ging vielleicht etwas schneller als andere durchs Bildungssystem», sagte der 16-Jährige. Ziemlich schnell erzählt er dann von seinem bisherigen Werdegang. Vom Messwert IQ hält er nicht viel und Noten bekämen viel zu viel Gewicht im Schulsystem. Spezielle Interessen und Themen müssten doch im Vordergrund stehen. Das Schulsystem sollte flexibler sein, damit alle Kinder angemessen gefördert werden – ob hochbegabt oder mit Lernschwierigkeiten.

Wie es sich für einen Mathematiker gehört, stellte er auch gleich Thesen auf. Eine davon war «Wo bleibt die Kindheit?». Diesem Vorwurf mussten sich seine Eltern oft stellen. Janisch sagt aber ganz klar: «Mir wurde nichts gestohlen, ich war zufrieden und konnte meiner Leidenschaft der Mathematik nachgehen.» Auf die Frage ob auch er schon mal schlechte Noten schrieb, gesteht Janisch schmunzelnd ein, dass er von der Ernährungspyramide leicht traumatisiert sei.

Hier geht's zum Pitch von Maximilian Janisch.

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Maximilian Janisch

5. Lernen als sozialer Prozess

Pius Knüsel – Direktor Volkshochschule Zürich

Gleich zu Beginn seines Pitchs spricht der Direktor der Volkshochschule Pius Knüsel über Hunde. Genau, Hunde. Den Pudel zum Beispiel assoziiert er mit HSG-Abgängern. Die wirkliche Welt sehe aber eben anders aus. Ein Bild von Streunern ist auf seiner Folie zu sehen, ein wild durchmischtes Hunderudel.

Bildung ist für Knüsel das Fundament einer zivilisierten Gesellschaft. Das Wissen an sich muss nicht immer im Zentrum stehen, sondern vielmehr die Fragen und das Verstehen dieser sind wichtig. «Lernen ist ein sozialer Prozess, er passiert dort, wo Menschen zusammenkommen und sich Fragen stellen», so Knüsel und erwähnt im Nebensatz, dass dieser Prozess eben nicht zu Hause vor dem Bildschirm passiere.

Hier geht's zum Pitch von Pius Knüsel.

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Pius Knüsel und Tsüri Moderator Simon Jacoby

6. Lernen findet überall statt, auch in der Verwaltung

Jana Bütschi-Schuster – Stadt Zürich HR Management, Bereich Bildung

«Zürich ist die Stadt mit der zweithöchsten Lebensqualität weltweit», mit diesen Worten startet Jana Bütschi-Schuster ihren sieben minütigen Pitch. Der Grund dafür sei, neben natürlich auch noch anderen Dingen, die Stadtverwaltung. Bütschi-Schuster zeigte auf, in wie vielen Bereichen die Stadtverwaltung ihre Finger im Spiel hat.

Lernen soll überall stattfinden und die individuelle, persönliche Entwicklung will die Stadt systematisch fördern. Dabei legen sie den Fokus nicht nur auf «Talente». Dem Denken, dass die berufliche Entwicklung dem Muster von Ausbildung zu Arbeit bis hin zum Ruhestand folgt, will die Verwaltung entgegenwirken. «Das muss nicht sein, man kann auch durchaus nach dem Ruhestand wieder für die Stadt arbeiten», so Bütschi-Schuster.

Hier geht's zum Pitch von Jana Bütschi-Schuster.

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Jana Bütschi-Schuster

7. Unser Bildungssystem ist zu selektiv

Monika Wicki – Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

Gleich zu Beginn ihrer Rede plädierte die SP Kantonsrätin Monika Wicki dafür, dass die Bildung der Zukunft, die Bildung für alle sei. Es braucht vermehrt Platz für Vielfalt und Inklusion. «Vielfalt muss gelebt werden und dafür braucht es eine inklusive Haltung», sagte Wicki und führt gleich an, dass auch heute Abend ein eher elitäres Publikum anwesend sei und die Pitch-Formen der Redner*innen ja alle nicht sehr vielfältig seien...

Dreimal mehr Gelder als der Durchschnitt in Europa investiere die Schweiz in Bildung, aber dennoch seien wir nicht die Besten. Was machen wir falsch? Verantwortlich macht Wicki dafür unser selektives Bildungssystem, dabei wäre die Inklusion wichtig. «Kinder werden schon früh aussortiert und in Sonderschulen gesteckt. Oder spätestens in der Sekundarschule wird zwischen A, B und C unterschieden.»

Hier geht's zum Pitch von Monika Wicki.

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Monika Wicki

8. Bildung ist ein Menschenrecht

Sadou Bah – Mitgründer der Autonomen Schule Zürich

Der Mitgründer der Autonomen Schule Zürich knüpft mit seinem Pitch gleich an Monika Wicki an. Auch ihm ist es wahnsinnig wichtig, dass Bildung für alle zugänglich ist. Kurz erklärt er die Idee der Autonomen Schule und führte auf, dass eben auch in der Schweiz Bildung noch lange nicht für alle zugänglich ist. «Ihr denkt in der Schweiz ist das kein Problem?», fragte Bah in die Runde. Das stimme eben nicht, denke man zum Beispiel an die Sans-Papiers. Für ihn ist Bildung ein Menschenrecht und genau diese Rechte sind das Wichtigste. «Auch Menschen ohne Papiere haben das Recht auf Bildung. Sie sind hier, also sollen sie lernen dürfen», so Bah.

Bah ist es besonders wichtig, dass die Menschheit eine gemeinsame Zukunft hat und diese auch gemeinsam gestaltet und das heisse eben auch, über die Landesgrenze hinaus zu denken. Bahs Wunsch für die Zukunft: Die Autonome Schule soll keine Nomadenschule mehr sein, er wünscht sich eine fixe Bleibe für die Schule.

Hier geht's zum Pitch von Sadou Bah.

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Sadou Bah

Hier gibts das ganze Video der Veranstaltung.

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